„Geschichten & Geschichtchen über den Wein in unserer Heimat“

19. November 2017

Vortrag von Ludwig Leisentritt aus Zeil

Wein 1

Sand. Mit einem Vortrag zum Thema „Geschichten & Geschichtchen über den Wein in unserer Heimat“ konnte der der SPD Ortsverein zahlreiche Sander in der Hümmer-Scheuern begrüßen. Ludwig Leisentritt aus Zeil hat mit seiner gekonnten, unterhaltsamen und wissensreichen Vortragsart einmal mehr in Sand bei seinen Freunden von der anderen Mainseite große Aufmerksamkeit hervorrufen. Vorsitzender Paul Hümmer bedankte sich bei dem Heimathistoriker und früheren SPD-Geschäftsführer Leisentritt, dass er ein Stück Geschichtswissen, Heimatgeschichte zusammengestellt hat. Die Begeisterung die dein mit zahlreichen Bilder untermalte Vortrag hervorrief spricht für Dich lieber Ludwig, bedankte sich Paul Hümmer bei Referenten.

Seit es in unserem Raum menschliche Kultur gibt, wird an den Hängen die Weinrebe angebaut. In einer Urkunde werden schon im Jahre 777 in Hammelburg Weinberge erwähnt. Mönche des Bamberger Klosters Michelberg betrieben den Weinbau im Zeiler Bereich schon vor 1000 Jahren. Auf dem Zweidlerplan von 1598 kann man sehen, wo überall Wein angebaut worden ist, im Prinzip, überall dort wo die Sonnenlage sehr gut war. Die erste urkundliche Erwähnung von Sand geht auf das Jahr 1139 zurück und der Text handelt vom Wein und einem Weinberg. Später wurden in rund zehn Sander Flurgemarkungen Weingärten erwähnt. Mehrere Weinbergslagen in der Großlage Zeiler Kapellenberg – die auch die gegenüberliegenden Weinlagen umfassen - weisen so fromme Namen auf wie: „Kapellenberg“, „Mönchshang, Pfarrerspflöcken, „Abtsleite“, „Pfaffenberg“, „Nonnenberg“ und „Himmelreich“ (Krum). In einem Rechtsbuch des Bischofs von Bamberg aus dem Jahr 1348 werden schon brache Weinberge genannt. Mein Vorfahr Fritz Leisentritt zahlte damals für so einen brachen Weinberg an den Bischof 6 Heller Steuer, so Leisentritt zum historischen Hintergrund.

Das Wort „Wein“ spielt in der Bibel eine hervorstechende Rolle und kommt unzähligemal vor. Eines der bekanntesten Gleichnisse von Jesus ist die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg. Der Weinbergbesitzer gibt allen Arbeitern genau den Lohn, der in damaliger Zeit notwendig war, um eine Familie einen Tag lang ernähren zu können. Auch Arbeiter die später zu arbeiten anfingen erhielten den gleichen Betrag. Das ist durchaus ein Schritt zu der im Gleichnis angesprochenen Forderung des Rechts auf ein Existenzminimum für alle. Das deckt sich in etwa mit der Forderung der SPD, jeder Arbeitnehmer müsse von seiner Arbeit leben können. Sollte Jesus wieder auf die Welt herabsteigen, müsste er eigentlich Sozialdemokrat werden, meinte Ludwig Leisentritt in fester Überzeugung.

Auch in der Dichtung spielte der Wein schon immer eine Rolle. Wein und Weiber nannte auch unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe in einem Zug, als er die etwas frivolen Sprüche niederschrieb: „Wein und Weiber sind auf Erden. Aller Freuden Hochgenuss, denn sie lassen selig werden, ohne dass man sterben muss.“ In der Abt-Degen-Stube in Ziegelanger steht diese moderatere Version: Wein galt lange Zeit als eine Art Zahlungsmittel. Aus dem Wein bezogen die geistlichen und weltlichen Herren einen bestimmten Teil ihrer Einkünfte. Zahlreiche Dienste in der Kommune sind mit Wein entlohnt worden. Auch für Tätigkeiten im kirchlichen Bereich gab es für Lehrer, Musiker, Himmel- und Fahnenträger als Entlohnung stets ein Quantum Wein.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es einen Niedergang des Weinanbaues. 1834 heißt es: Der jährliche Genuss des Bieres ist, wie die Erfahrung lehrt, überall größer als der des geringen Weines.“ Damit war die Qualität nicht die Quantität gemeint. Bier war das Getränk der Zukunft. Auf den Hängen rund um Zeil baute man nun immer häufiger anstelle der Weinstöcke Hopfen und Klee an. Hopfen für die Bierdurstigen und immer mehr werdenden Steinhauer, Klee für die Rindviecher. Von Ebelsbach gibt es noch ein Foto von einen Hopfengarten, auf dem man das heute bei uns eigentlich seltene Gewächs sehen kann. Um 1830 hatte die Regierung in Würzburg sogar die Winzer offiziell dazu ermuntert, statt Wein Hopfen anzubauen. Ende des 19 Jahrhunderts überwiegt im Raum Zeil der Hopfenanbau statt der Reben, wusste Leisentritt zu berichten.

Das Zeiler Steinhauerlied, drückt aus, dass die Steinhauer neben Bier auch Wein getrunken haben. Wie heißt es doch so schön? „Dazu auch Bier und Wein, da ist gut Steinhauer sein.“ Inzwischen erlebte der Wein in der Region einen deutlichen Aufstieg. Neben dem deutlich vollzogenen Schritt zum Qualitätsweinbau waren zwei Faktoren für den Aufschwung des Weinbaues maßgebend: Die Gründung der Winzergenossenschaften und die Weinberg Flurbereinigungen. Letztere war zwischen Zeil und Steinbach ein Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie. Ein Riesenschritt nach vorne wurde mit der Gründung und Aktivierung des „Abt-Degen-Weintal“ durch die Initiative von Bezirksrat und Bürgermeister Bernhard Ruß gemacht. Mit dieser Initiative wurde die Vermarktung auf neues erfolgreiches Fundament gestellt. Ein Landstrich zum Erleben und Genießen. Mit charaktervollen, unverwechselbaren Weinen. Mit einer hochwertigen, regionalen Küche. Und einer von Weinbergen geprägten, attraktiven Landschaft, so präsentiert sich unsere Weinheimat inzwischen auf überregionaler Ebene, so Leisentritt abschließend.

Bild: Paul Hümmer

Mit einem Vortrag zum Thema „Geschichten & Geschichtchen über den Wein in unserer Heimat“ konnte der SPD Ortsvereinsvorsitzende Paul Hümmer zahlreiche Sander in der Hümmer-Scheuern begrüßen. Ludwig Leisentritt aus Zeil hat mit seiner gekonnten, unterhaltsamen und wissensreichen Vortragsart einmal mehr in Sand bei seinen Freunden von der anderen Mainseite, mit der Landtagsabgeordneten Kathi Petersen und Bezirksrat Bernd Ruß, große Aufmerksamkeit hervorrufen. Der Heimathistoriker und frühere SPD-Geschäftsführer Leisentritt konnte ein Stück Geschichtswissen mit Begeisterung an die Teilnehmer, in der herbstlichen beheizten Scheune weitergeben.

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