Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD Unterfranken

05. August 2012

Liebe Mitglieder der AfB in Unterfranken,

auch heute wollen wir über die aktuelle Situation an Bayerns Schulen berichten. In jüngster Zeit überschlagen sich die Meldungen zum G 8 – doch außer Flickschusterei hat die schwarz-gelbe Regierung auch nach den Gesprächen am „Runden Tisch“ nichts hingekriegt. Nachdem die Durchfallquote im Vergleich zum G 9 massiv gestiegen ist, müssten hier fundamentale Korrekturen vorgenommen werden und nicht am kranken Patienten weiter herumgedoktert werden.

Doch nicht nur das G 8 beschäftigt uns. In diesem Newsletter informieren wir Euch über folgende Themen:  Das Schulsterben geht weiter – Mittelschulen retten wohnortnahe Schulstandort nicht!  Ausbau der Kinderbetreuung in Unterfranken – Ziel noch lange nicht erreicht  Ausbau der Ganztagsschulen ist in Bayern Kulissenschieberei  Vertiefte und erweiterte vertiefte Berufsorientierung an den Haupt-/Mittelschulen durch Modulangebote im Unterricht teilweise kontraproduktiv  G 8. Murks bleibt Murks! Stattdessen das Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten Das Schulsterben geht weiter – Mittelschulen retten wohnortnahe Schulstandorte nicht!

Um zu erahnen, wohin die Reise mit der Mittelschule geht, haben wir auf Basis der Schülerzahlen der 4. Klassen im Schuljahr 2011/12 eine Modellrechnung für die Schulstandorte in Unterfranken extra angefertigt. Wer wissen will, wie es vor Ort aussieht kann sich mit folgendem Link auf einer Karte informieren: http://www.frankenwarte.de/schulsprengel-unterfranken.html Die detaillierten Grundlagen und Auswertungen hierzu findet Ihr unter: http://www.frankenwarte.de/tlfiles/frankenwarte/pdf/GemeinschaftsschuleAuswertungEndfassung052 012.pdf

Farblich dargestellt werden in der Tabelle Schulstandorte, deren Zukunft schon heute absehbar nicht mehr gegeben sind, auch wenn sie heute im Verbund noch existieren. Schulen, die kein Vollsortiment mehr anbieten, sind für die Eltern und Schüler nicht mehr attraktiv genug. Demgegenüber wurde eine Prognose für die Schülerzahlen in einer Gemeinschaftsschule aufgestellt.

Wer sich über das SPD Gegenkonzept der Gemeinschaftsschule informieren will, kann sich gerne an die AfB Unterfranken wenden. Inzwischen haben wir auch das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschule mit wissenschaftlicher Unterstützung fertig. Hier der Link dazu:

http://www.spd-landtag.de/downl/GS%20konzept%20final%20online.pdf

Nicht nur fürs Land, sondern auch für die Stadt ist die Gemeinschaftsschule ein Thema, denn auch der Erhalt der Bildungsangebote in den Stadtteilen und die „Neue Art des Lernens“ sollten uns wichtig sein. Ausbau der Kinderbetreuung in Unterfranken – Ziel noch lange nicht erreicht.

1.Wie ist der Ausbaustand der Kinderbetreuung in Unterfranken? Unterfranken setzt beim Ausbau der Krippenplätze U 3 Kinder vor allem auf die Aufnahme der „Kleinen“ in die Kindertagesstätten (vgl. Anfragen, Landtagsdrucksache 16/11710 und 16/11161). Vergleichszahlen (Stand 2011/12) zwischen Bayern und Unterfranken: Bayern Unterfranken Betreute Kinder U3 in Kinderkrippen 8.2 2,9 Betreute Kinder U3 in Kindergärten 9,4 22,8 Betreute Kinder U3 in Tagespflege 2,3 1,4 Versorgungsgrad der U 3 Jährigen 23,1 27,7

Das ist ein Spitzenwert in Bayern, aber zu wenig für den Rechtsanspruch!

2.Zahl der betreuten Kinder U 3. Wo werden sie betreut? Städte setzen auf Krippen und Kindergärten (Ausnahme Schweinfurt), Landkreise auf Plätze in Kindergärten. Zahl der betreuten Kinder U3 : in Krippen in Kitas u.a. Tagespflege Stadt Aschaffenburg 39,7 40.1 20,2 Stadt Schweinfurt 9,7 76,8 13,5 Stadt Würzburg 33,4 46,2 20,4 Lkr.Aschaffenburg 5,9 93,6 0,5 Lkr. Bad Kisssingen - 95,5 4,5 Lkr. Haßberge 8,9 89,7 1,4 Lkr.Kitzingen 4,2 93,5 2,3 Lkr.Main Spessart 2,9 97,0 0,1 Lkr.Miltenberg 10,5 84,9 4,6 Lkr.Rhön Grabfeld 5,9 92,8 1,3 Lkr.Schweinfurt - 94,6 5,4 Lkr. Würzburg 12,9 72,1 15,0

Ausbau der Ganztagsschulen ist in Bayern Kulissenschieberei Die SPD hält den Ausbau der Ganztagsschulen in Bayern für nicht sachgerecht. Denn der Ausbau der Ganztagsschulen ist nur eine Kulisse, hinter der wenig steckt. Die Aussage des Kultusministers: „Zum neuen Schuljahr können wir Ganztagsangebote an 90 Prozent der Schulen realisieren... und ...wir bauen sie bedarfsgerecht aus....“ sollte die AfB Unterfranken mal vor Ort genau hinterfragen.. Für nur fünf Prozent der Schülerinnen und Schüler gibt es in Bayern ein gebundenes Ganztagsangebot. Neben den wenigen (kostenlosen) Ganztagsschulen und Ganztagsangeboten gibt es von den Kommunen getragene Angebote der Mittags- und Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen, die für die Eltern sogar noch kostenpflichtig sind. Das heißt: Eltern im Gymnasium haben das Angebot kostenfrei - Grundschuleltern müssen für die Betreuung zahlen. Darüber hinaus ist die Ferienbetreuung für berufstätige Eltern eines der größten Probleme, das gelöst werden muss. Was wir unter Ganztagsschule verstehen, sieht anders aus! Als Sofortmaßnahme werden wir die gebundenen Ganztagsangebote verdoppeln und dafür die entsprechenden Lehrerstunden bereitstellen. Der Ausbau der Ganztagsschulen ist nicht nur eine Frage der Betreuung, es ist in erster Linie auch eine Frage der Qualität des Unterrichts. Und da brauchen wir mehr verbindliche Angebote in einer besseren Qualität und mehr zusätzliche Lehrerstunden. Vertiefte und erweiterte vertiefte Berufsorientierung an den Haupt-/Mittelschulen durch Modulangebote im Unterricht teilweise kontraproduktiv Wer wissen will wie man Haushaltsmittel „kontraproduktiv und uneffektiv“ einsetzt, sollte die Anfrage von Karin Pranghofer lesen (Landtags Drs. 16/12123) und studieren. Hintergrund: Markenzeichen der Haupt-/Mittelschulen sind nach Aussage des Kultusministeriums eine gute Vorbereitung auf den Beruf. Statt wie bisher dieses Profil der guten Berufsorientierung in den Unterricht zu integrieren oder spezifische Berufsbegleiter dafür an der Schule zu beschäftigen, müssen Schulen sich jetzt sogenannte Module erwerben, die über die Arbeitsagentur ausgeschrieben und eingekauft werden. Von diesem Konzept profitieren überwiegend die Bildungsträger. Der Regierung von Unterfranken wurden für das Jahr 2011 zur Umsetzung der erweiterten vertieften Berufsorientierung 568.619 € zur Verfügung gestellt. Die Zahlungen der Arbeitsagentur entsprechen in etwa dem gleichen Umfang.

G 8: Murks bleibt Murks!

Die SPD wird das Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten bei Eltern, Lehrern und Schülern zur Abstimmung stellen Was die selbst ernannten Bildungsexperten Horst Seehofer, Martin Zeil und Renate Will sich ausgedacht haben, ist und bleibt MURKS. Seehofers Flexibilisierungsjahr ist ein besseres Wiederholungsjahr ohne wirkliches pädagogisches Konzept. Die integrierte Lehrerreserve, eigentlich gedacht für die verlässliche Unterrichtsversorgung des Kernunterrichts, kommt nur zögerlich und wird jetzt offensichtlich für dieses ominöse Zusatzjahr verbraten. Eine Aussage über den zusätzlichen Lehrerbedarf für das Flexibilisierungsjahr gibt es jedenfalls bisher nicht. Uns geht es um die Kinder und Jugendlichen. Hier müssen wir äußerste Sorgfalt walten lassen. Wir brauchen deshalb auch in Bayern ein Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten, also für die leistungsstarken Schüler eine Kurzversion mit acht Jahren, für die große Schülerschar aber die Langversion mit neun Jahren. Das ist schon deshalb notwendig, weil bei einer Übertrittsquote von rund fünfzig Prozent die Klassen in ihrer Zusammensetzung immer heterogener werden. Die SPD Landtagfraktion will die Flexibilisierung der Schulzeit in der Oberstufe sehen. Das „Abitur im eigenen Takt” ist die einzig sinnvolle Lösung und nimmt auf die unterschiedlichen Lerntempos der Schülerinnen und Schüler Rücksicht. Die Schüler können nach der neunten Klasse entscheiden, ob sie nach zwölf oder dreizehn Jahren Abitur machen. Das ist komplett konform mit den Richtlinien der Kultusministerkonferenz und nichts anderes als G 8 oder G 9. Der SPD-Vorschlag gefährdet auch nicht die Anerkennung des bayerischen Abiturs, wie es Kultusminister Spaenle immer wieder behauptet.

Einige Gymnasien in Baden Württemberg denken übrigens in die ähnliche Richtung. Hierzu ein paar Infos auf der Netzseite des Firstwald-Gymnasiums in Mössingen: http://www.firstwald.de/index.php?id=601 Wir möchten Euch heute schon auf den nächsten AfB Vorstandstermin hinweisen: 13. September 2012 um 18.00 Uhr Die entsprechende Einladung folgt. Weiter bitten wir Euch um Vorschläge für unsere Arbeit für das 2. Halbjahr 2012. Schickt Eure Ideen an folgende Adresse: k.pranghofer@t-online.de. Wir wünschen jetzt schöne Ferien und hoffentlich auch etwas Zeit und Muse im Urlaub.

Euer Vorstandsteam

Teilen