Sand. Im gut besetzten Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Sand zeigte der Historiker und Heimatforscher Ludwig Leisentritt, Zeil, das Alltagsleben bei Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren mit umfangreichen Bildmaterial und Alltagsanekdoten einen interessierten Publikum auf. SPD-Ortsvereinsvorsitzender Paul Hümmer konnte neben den zahlreichen Besuchern auch Bürgermeister und Bezirksrat Bernhard Ruß und den SPD Ehrenvorsitzenden, Landtagsabgeordneten a. D. Heiner Schneier begrüßen.
Vorsitzender Paul Hümmer ging eingangs auf die Fernsehbilder der letzten Wochen und Monate ein. Diese machen mich wütend und ratlos – Gaza, Syrien, der Irak, die Ukraine. Waffen Gewalt, Tote. Besonders ratlos macht mich, dass die Menschheit 100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg und dem 2. Weltkrieges anscheinend nichts gelernt hat. Denn Kriege brechen nicht einfach aus wie wilde Tiere aus Käfigen. Kriege werden gemacht, inszeniert, gewollt. Handfeste Interessen, meist wirtschaftliche, führen zu Kriegen. Es geht um Rüstungsgeschäfte, um Territorien, um Macht, so Paul Hümmer. Den Soldaten, die in den Krieg geschickt wurden, und den Bevölkerungen, die die Kriegslasten zu tragen hatten, wurde eingeredet, es ginge um Ehre und Heldentum; bis zum Zweiten Weltkrieg bläute man den Menschen ein, „Süß und ehrenvoll“ sei es, für das Vaterland zu sterben. Nichts war da süß, nichts war da ehrenvoll. Die geschichtliche Lehre ist: Gewalt erlöst nicht. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Wie kommt es, dass die Menschheit das nicht zu begreifen scheint, so Ludwig Leisentritt.
Frank und Marie Winkler bewirteten die Teilnehmer zugunsten der Jugendfeuerwehr mit selbstgebackenen leckeren Kuchen und Torten, wofür sich Paul Hümmer im Namen der Teilnehmer recht herzliche gedankte.
Der Erste Weltkrieg, der vor 100 Jahren begann ließ das alte Europa einstürzen. Schon Jahre vor Kriegssaubruch war das Kaiserreich geprägt von Militarismus. Im wilhelminischen Reich war der Soldat das Rollenvorbild auch für die Zivilgesellschaft. Gehorsam, Unterordnung und Disziplin waren die wichtigsten Tugenden, so Leisentritt. Ein französischer Schriftsteller sagte einmal sehr treffend: „Patriotismus ist das Ei, aus dem Kriege gebrütet werden“. Patriotische Aktionen waren in dieser Zeit an der Tagesordnung. So veranstaltete 1912 der Zeiler Turnverein auf der Schmachtenburg ein Bergturnfest, das am Morgen mit Kriegsspielen auf der Hohen Wann eingeleitet wurde. Im Bild erläutert Ludwig Leisentritt eine Aufnahme die den späteren Zeiler Bürgermeister Oskar Winkler an einen Flakgeschütz zeigt.