Die Kreistagsfraktion am Sander Wertstoffhof

02. November 2018

Wertstoffhöfe und Gelbe Tonne stehen im Widerspruch – Kreisrat Paul Hümmer nimmt Stellung.

Die Initiativgruppe Gelbe Tonne gaukelt den Menschen vor mit Einführung der Gelben Tonne könne man sich die Fahrt zum Wertstoffhof sparen, dem ist ganz und gar nicht so.

Wertstoffhof Sand

In der bisherigen Argumentation der Befürworter zu einer Einführung der Gelben Tonne verbunden mit dem Systemwechseln vom Wertstoffsystem (Bring-System) zum Holsystem mit zusätzlicher Gelben Tonne (eine pro Haushalt) vor der Haustür wird leider nur unvollständig informiert. Bei der beantragten Einführung der Gelben Tonne geht es nicht um eine Wertstofftonne, sondern nur um eine Tonne für die sogenannten Leichtverpackungen (LVP), also nur um die Verkaufsverpackungen die sozusagen über den Ladentisch gehen. Die Initiativgruppe Gelbe Tonne gaukelt den Menschen vor mit Einführung der Gelben Tonne könne man sich die Fahrt zum Wertstoffhof sparen, dem ist ganz und gar nicht so. Die „Gelben“ verschweigen, dass die stoffgleichen Nichtverpackungen aus Kunststoff (StNVP), wie Kinderspielzeug, Haarbürsten, Batterien, Küchengeräte, Eisen, Pflanzschalen, Klarsichthüllen, Kanister, Schüsseln, Vorratsdosen, Gießkannen, Styropor, Dämmmaterialen und und vieles andere gar nicht in die Gelbe Tonne gehören. Ich hätte dann eine oder mehrere Gelbe Tonnen mehr im Anwesen und muss trotzdem zum Wertstoffhof fahren. Welch ein Unsinn!

Man könnte sich alternativ aber auch als Umweltferkel verhalten, ganz nach dem Motte: Tonne undurchsichtig, alles rein und Deckel zu, sieht ja niemand. Wäre aber nicht Rechtens und ein Handeln mit Folgen. Spätestens nach der Sortieranlage würde der Müllentsorger die schlechte Trennqualität bemerken. Es wird dann vom Entsorger versucht zumindest auf die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestverwertungsquoten, zum Beispiel bei Kunststoffverpackungen 36 Prozent, zu gelangen. Der Großteil vom schlecht getrennten Müll wird dann aber der sogenannten energetischen Verwertung zugeführt, also schlicht und ergreifend den Kamin hochgejagt oder landet sonst wo. In der Vergangenheit wurde bekanntlich auch viel Müll nach China „exportiert“ und ist dann vielleicht den ein oder anderen Urlaub wieder im Badeurlaub auf dem Meer begegnet. Weiter würde der Entsorger wohl mehr Geld für das Entsorgen des schlecht getrennten Mülls verlangen.

An der Stelle muß angemerkt werden: Im Landkreis Haßberge sind wir mit dem Ergebnis des Bringsystem auf der Grundlage unserer Wertstoffhöfe ziemlich einmalig. Die Bewohner des Landkreises sind bei der Trennmentalität des Mülls spitzenmäßig. Es wird für die Leichtverpackungen und um diese geht es, eine stoffliche Verwertung von 90 Prozent erreicht. Dafür würden sich die Landkreisbewohner einen „Blauen Umweltengel“ vom Bundesumweltamt verdienen!

Der Umstieg auf die „Gelbe Tonne“ wäre auch ein Systemwechsel bei der Finanzierung. Der Landkreis Haßberge organisiert bislang die Sammlung des Verpackungsmülls über das Wertstoffhofsystem für das Duale System Deutschland (DSD). Für diese Leistungen erhält der Landkreis Zahlungen von mehreren hunderttausend Euro aus dem Entsorgungssystem. Diese erheblichen Einnahmen würden bei Systemwechsel entfallen. Diesen fehlenden Betrag müssten dann nach Aufbrauchen der vorhandenen Rücklage beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises wohl die Bürger berappen. Hier käme dann wieder ein altes Muster zu tragen, Gewinne privatisieren, Verluste dem Bürger überlassen.

Der Vorschlag zur „Gelben Tonne“ ist eine „Olle Kamelle“ und rückwärtsgewandt. Innovativ und zukunftsgerichtet wäre eine Diskussion über eine „Wertstofftonne“. Die bundesweite Einführung einer Wertstofftonne war in der Koalitionsvereinbarung der letzten Bundesregierung vereinbart, wurde aber von der Müllentsorgungslobby und der CSU verhindert.

Fazit:

Die Zielsetzung muss sein: Vermeidung, Verringerung, Wiederverwendung und umweltverträgliche Entsorgung des Abfalls. Abfallvermeidung durch Wiederverwertung wird durch die „Gelbe Tonne“ gefährdet. Ja zum umweltbewussten Handeln, ja zu unseren funktionierten Wertstoffhöfen. Nein zur Einführung der Gelben Tonne!

Paul Hümmer, Zeiler Straße 2, 97522 Sand

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