Es fehlt an Mut und Tatkraft

Der SPD Kreisvorstand nimmt die neue einmalige Fahrradunterstellanlage in Zeil in Augenschein.
Marco Heumann

28. August 2023

Neugewählter Vorstand der Kreis-SPD hadert mit Zuständen im Landkreis

Die Kreisvorstandschaft der SPD traf sich zur konstituierenden Sitzung im Restaurant UMAMI in Zeil. Neben internen Formalia und Terminabsprachen im Rahmen der Landtagswahl beschäftigten die Anwesenden die thematischen Dauerbrenner Krankenhaus, fehlender ÖPNV und schleppende Umsetzung der Barrierefreiheit.

In der vor Kurzem unter neuem Pächter wiedereröffneten Bahnhofswirtschaft in Zeil, traf sich erstmals der am 1. Juli 2023 in Memmelsdorf in Ufr. neugewählte Vorstand der SPD im Haßbergkreis. Uneingeschränkte Rückendeckung der Delegierten und damit weiterhin den Vorsitzt inne hat Johanna Bamberg-Reinwand aus Zeil. Das Team um sie herum hat sich verjüngt. Stellvertreter sind Steffen Kropp, Bürgermeister aus Rentweinsdorf und Martin Horn, Bürgermeister aus Ebelsbach. Das Kassenbuch führt ab sofort Boris Beyer aus Memmelsdorf in Ufr. Die Schriftführung hat weiterhin Nicole Meyer aus Eltmann inne.

Meyer nahm unter anderem zu Protokoll, dass die öffentliche Wahrnehmung zur Situation der Krankenhäuser im Landkreis weiterhin an der Realität vorbeigeht. Vor allem die Rolle des Bundes und der vieldiskutierten Krankenhausreform wurde klargestellt. „Die Krankenhausreform gibt den Rahmen und die Regeln vor“, so Bürgermeister Jürgen Hennemann aus Ebern. „Der bayerische Gesundheitsminister Holetschek ist der, der entscheidet, welche Krankenhäuser in welche Versorgungsstufe kommen und welche Spezialisierung sie erhalten.“ Das hatte auch Sabine Dittmar, SPD-Abgeordnete des Wahlkreises und parlamentarische Staatssekretärin beim Gesundheitsminister bereits beim Kreisparteitag klargestellt. „Ein Schlaganfallpatient braucht eine Stroke-Unit. Er wird im Rettungswagen auf dem Weg nach Schweinfurt bereits fachkundig versorgt und sollte deshalb nicht in eines der Krankenhäuser, die diese Versorgung nicht leisten können. Dafür sind werdende Mütter auf der Geburtenstation in Haßfurt in besten Händen.“ Die Vorstandschaf nahm sich vor, in diese Richtung Aufklärungsarbeit zu betreiben.

Großes Interesse zeigte die fast vollständig vertretene Vorstandschaft an den gerade eröffneten Fahrradgaragen am Zeiler Bahnhof. Vor Ort machte sie sich ein Bild von der modernen Anlage, die maßgeblich durch die Initiative von Stadtrat Harald Kuhn nach Zeil kam und den Geldbeutel Zeils aufgrund umfangreicher Förderung der Deutschen Bahn nicht belastet. Darüber hinaus bietet der Zeiler Bahnhof allerdings wenig Positives zu berichten. Weiterhin ist kein Umbau in Richtung Barrierefreiheit in Sicht. „Bereits vor acht Jahren standen wir hier und haben das moniert“, so Bamberg-Reinwand. „Das Versprechen, Bayern barrierefrei zu machen, hat die Staatsregierung nicht einhalten können und auch nicht genug dafür getan“. Unter dem Eindruck eines vor Ort Termins in Haßfurt, bei dem MdB Jan Plobner, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages, über Barrierefreiheit, Pläne und Hindernisse sowie nötige bauliche Maßnahmen informiert hatte, nahm die Vorstandschaft den Bahnhof kritisch unter die Lupe. „Die Bahnsteige sind zu niedrig“, wusste Martin Horn, der den Teilumbau seines Bahnhofs in Ebelsbach begleitete. „Ein Übergang über das ungenutzte Gleis 1 ist nicht barrierearm realisierbar, wenn der Bahnsteig erhöht wird“. Dabei ist die Stadt in Sachen Barrierefreiheit bereits in Vorleistung getreten und hat Bodenindikatoren bis zum Bahnhof verlegt. Um den Zug für alle nutzbar zu machen, ist jetzt die Bahn gefordert.

Mehr öffentliche Verkehrsmittel, clevere Lösungen wie in den Nachbarlandkreisen und den Ausbau des Radwegenetzes mahnte vor allem der passionierte Radfahrer Paul Hümmer aus Sand erneut an. „Wir fordern schon lange den Ausbau des Radwegs zwischen Stettfeld und Zeil. Noch besser wäre die Planungen gleich auf die Strecke Bamberg-Schweinfurt zu erweitern.“ Stellte er klar. „Im Klimapakt des Landkreises kommen Fahrrad und ÖPNV Schlüsselrollen zu. Wie sie die erfüllen sollen, dazu fehlen bislang die Ideen.“ Die Kreis-SPD will hier das Rad nicht neu erfinden. Die Anruf- Sammeltaxis, die es vor Jahrzehnten bereits gab, waren damals nicht rentabel. Jetzt keinen Neustart zu wagen, sei mutlos und wenig ambitioniert, waren sich die Anwesenden einig. Angrenzende Landkreise machen vor, wie es geht. Die Vorstandschaft will sich dort schlau machen und die Machbarkeit für den Landkreis Haßberge prüfen.

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