In den Ferien geht beim ÖPNV nichts

16. August 2014

In den Ferien geht beim ÖPNV nichts

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Sand. „Heute kommt gar kein Bus. Busse fahren nämlich nur an Schultagen“, führt Sands Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) die SPD-Landtagsabgeordnete Kathi Petersen bei der Begrüßung am Kirchplatz in der Dorfmitte gleich in die Problematik des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im ländlichen Raum ein.

Auf der Bushaltespur stehen Pkw. „Die dürfen dort stehen“, erklärt Ruß und zeigt auf das Schild, das am Dach der futuristisch gestalteten Bushaltestelle angebracht ist. Dort steht: „H (für Haltestelle) OVF an Schultagen 7- 8 und 13 – 14 Uhr“. In dieser Zeit fahren Busse ein. Dann gehört ihnen die Spur. In der übrigen Zeit stehen dort Pkw; die auch dort stehen sollen, um das ansprechend gestaltete Dorfzentrum von Blechkarossen freizuhalten.

Die Landtagsabgeordnete aus Schweinfurt kam gleich die Problematik des öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen Raum in doppelter Hinsicht vorgeführt. An Schultagen fährt gar kein Bus. Und an Schultagen nur am Vormittag und Nachmittag wie das Sander Gemeindeoberhaupt anhand der Fahrpläne demonstrierte. Für ältere Menschen ist es deshalb immer sehr zeitaufwendig, wenn sie z.B zu Facharztbesuchen in die Kreisstadt nach Haßfurt müssen. „Mir ist schon passiert, dass mich ältere Mitbürger in Haßfurt angesprochen haben, wenn ich dort Behördengänge erledigt habe, ob sich sie mit nach Sand nehmen kann“, erzählt Ruß aus seinen praktischen Erfahrungen. Auch wenn man meint ältere Leute hätten Zeit so wollen sie doch nicht unnötig warten. Und nicht jeder könne sich nach einem Arztbesuch den Aufenthalt in einem Cafe‘ oder einer Gaststätte leisten.

Seinen Erfahrungen aus Kirchlauter steuerte der neuen Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) bei. Er sprach an, dass Fahrten in seinem Gemeindebereich teilweise in Richtung Ebelsbach und teilweise in Richtung Bamberg gewünscht würden. Beide Bürgermeister berichteten auch darüber, dass die Fahrlinien und Fahrzeiten nicht immer den aktuellen Bedürfnissen entsprächen, weil sich die Verkehrsbeziehungen durch Änderungen bei den Schulen oder bei den Arbeitsplätzen verändert hätten. Sie erhoffen sich wertvolle Aufschlüsse durch das Nahverkehrskonzept des Landkreises, das gerade erarbeitet wird.

Angesprochen wurde von den beiden Bürgermeistern und vom Sander 3. Bürgermeister Paul Hümmer auch der Schulbustourismus, der sich durch das bayerische CSU-Bildungssystem ergeben habe. Indem die CSU sich auf die strikte Dreigliedrigkeit der Schulen in Bayern versteift und die Differenzierung vergrößert statt zu verringern, werden die Schulwege immer länger und zeitaufwendiger, so Hümmer. Bürgermeister Kandler berichtete, dass selbst in der Gemeinde Kirchlauter Kinder eineinhalb Stunden mit dem Bus unterwegs sind.

Im Pkw gilt Gurtpflicht, für Kinder gibt es spezielle Sitze. Nur in Schulbussen ist Stehen erlaubt. "Unsere Kinder werden in die Busse gepfercht, ohne die Möglichkeit zu haben, sich wirklich festzuhalten," so die Beschwerden von Eltern auch im Haßbergkreis über die Schülerbeförderung. Ich möchte, dass für jeden Bus, welcher zur Beförderung von Schülern eingesetzt wird, die Nutzung von Stehplätzen eingeschränkt wird", so Kreisrat Paul Hümmer. Derzeit bezahlt der Freistaat 60 Prozent der Beförderungskosten, die Kommunen übernehmen 40 Prozent. Paul Hümmer forderte in diesen Zusammenhang, dass der Freistaat künftig alle Kosten übernimmt.

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Kathi Petersen (Hauptbild 3. Links) will von der Bayerischen Staatsregierung einfordern, dass ihrem Versprechen von gleichen Lebensbedingungen im Land auch Taten folgen und dementsprechend der ÖPNV im Ländlichen Raum gefördert wird. Auch beim Thema Sicherheit in den Schulbussen will sie nachhaken. Petersen: „Es kann nicht sein, dass die schlechte Bildungspolitik der CSU auf dem Rücken der Kleinsten ausgetragen wird. Den Wunsch nach der Einführung einer Sitzplatzpflicht in bayerischen Schulbussen werde ich mit meinen Kollegen in der SPD Landtagsfraktion diskutieren.“ Mit Petersen diskutierten weiter der Sprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion Klaus Holland, 3. Bürgermeister Paul Hümmer und Karl Heinz Kandler der Bürgermeister der Gemeinde Kirchlauter (von links).

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