Na dann, gute Nacht, Mama Erklär-Bär!

04. Februar 2013

Streiflicht „Haßfurter Tagblatt“ zum Ausgangs des Volksbegehren „Abschaffung der Studiengebühren“

Noch ist es nicht Frühling, doch schon hört man das komischste Gezwitscher:

"Schön, dass die Bayerischen Bürgerinnen und Bürger die Studiengebühren abschaffen wollen", heißt es in einem Tweet (Plauderei im Internet) vom Donnerstag. Und was soll daran merkwürdig sein, mögen Sie, liebe Leser fragen? Zweierlei. Um die Spannung zu erhöhen, haben wir Ihnen noch nicht verraten, wer hier gezwitschert hat - und der oben zitierte Satz ist auch nicht vollständig wiedergegeben. Also: Der kleine Ausdruck der Freude auf Twitter stammt von der Ebelsbacherin Dorothee Bär, ihres Zeichens stellvertretende Generalsekretärin der CSU. Und vollständig lautet der Kurzkommentar: "Schön, dass die Bayerischen Bürgerinnen und Bürger Seehofer folgen und die Studiengebühren abschaffen wollen." So schnell geht es also. Noch im Herbst hatte die Landesregierung versucht, das Volksbegehren zur Abschaffung der Studiengebühren zu stoppen, doch der bayerische Verfassungsgerichtshof wies die Klage des Innenministeriums ab. Und jetzt, wo das Frühjahr und die nächste Landtagswahl nahen, ist der Ministerpräsident der vorderste Frontkämpfer gegen Studienbeiträge. Und Bayerns Bürger folgen ihm. Na dann, hurra! Klar, dass auf so ein Gezwitscher zurückgepfiffen wird: "Welche Pillen nimmst Du?", fragt ein Freier Wähler (die haben das Volksbegehren initiiert) auf Twitter, einen FDP-Anhänger erinnert das alles an die Pendlerpauschale. Und in diversen Internetplattformen äußern sich etwa der SPD-Kreisvorsitzende Wolfgang Brühl - er spricht von Dreistigkeit, die bisher immer gut funktioniert hat bei den Schwarzen - oder MdL Günther Felbinger (Freie Wähler), der feststellt: "Da hat jemand den Bezug zur Realität verloren und möchte nur noch provozieren." Dorothee Bär selbst ist angesichts der Kritik nicht untätig geblieben. Unter "Bär bloggt" im "CSUnet" hat sie gestern - das sind ihre Worte - mal den Doro-Erklär-Bär gespielt, weil viele das mit ihrem Tweet nicht richtig verstanden haben (Bären brummen ja auch mehr als dass sie zwitschern). Erklär-Bär schlägt also nun sein dickes Kinderbuch auf und liest allen Schäfchen vor: "Ich freue mich darüber, dass die Bürgerinnen und Bürger bei dem gestern zu Ende gegangenen Volksbegehren gegen die Studienbeiträge gestimmt haben und somit die gleiche Meinung vertreten wir ihr (und mein) Ministerpräsident." Es folgt eine Abhandlung darüber, dass die CSU-Landtagsfraktion 2007 sinnvoll handelte, als sie die Studiengebühren einführte. Aber mittlerweile hat sich die Situation geändert.

"Aber Mama Erklär-Bär", fragen da die Schäfchen: "Ist denn dem Horst Seehofer ein dicker Stein auf den Kopf gefallen, dass er plötzlich ganz anders denkt?" "Das ist doch jetzt eine ganz andere Geschichte", mag Mama Bär antworten: "Hauptsache es ist unser Horst, der sich jetzt für die Studenten stark macht - und das mit dem Wahlkampf versteht Ihr eh nicht." Vielleicht aber, dass Bayern ständig andere Bundesländer unterstützt, die das Geld zum Fenster rauswerfen und keine Studiengebühren haben. Ist ja irgendwie gemein und ungerecht, unseren Studis gegenüber.

"Und Mama Erklär-Bär, hast Du dann selber für die Abschaffung der Studiengebühren unterschrieben?" "Aber nein Ihr Schafe, als stellvertretende Generalsekretärin kann ich doch keine Petition unterschreiben, die sich gegen die eigene Regierung richtet - und jetzt schlaft!"

Na dann, gute Nacht, Mama Erklär-Bär! Und bis zum nächsten Tweet, der da (im Herbst) lauten könnte: "Schön, dass Bayerns Bürger und Bürgerinnen wieder einmal so blöd waren, auf die primitivsten Wahlkampftricks reinzufallen." Martin Sage

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