Anmerkung: Seit Jahrzehnten findet die 1.Maifeier des Deutschen Gewerkschaftsbundes Haßberge in Sand, im Hotel Goger, statt. In all den Jahren wurde die entsprechende Berichterstattung in den Gemeindenachrichten veröffentlicht. In diesem Jahre wurde erstmals die Berichterstattung in den Gemeindenachtrichten über die DGB Kundgebung im Gogersaal verweigert.
Im Gogersaal fand auch in diesem Jahr die Feier des DGB zum Tag der Arbeit für den Landkreis Haßberge statt. Kreissprecher Helmut Buld begrüßte die Anwesenden unter anderem auch die Dekanin der evangelischen Kirche in den Haßbergen Anne Salzbrenner, die ein vielbeachtetes Grußwort hielt. Alle Gäste wurden mit einem Weißwurst-Frühstück belohnt. Helmut Buld blickte auf sein langes Arbeitsleben zurück, über fünfzig Jahre lang war er als Elektromeister bei Schaeffler in Eltmann beschäftigt. Er bezeichnet als die größten Erfolge, die er persönlich miterlebt hat: Verringerung der Arbeitszeit, tarifgebundene Bezahlung und den gesetzlichen Mindestlohn.
Er begrüßte Michael Saalbach, Gewerkschaftssekretär bei der IG Bau, als Referenten. Seit dem Jahre 1886, erinnerte der Eingeladene steht der 1. Mai für den Tag der Arbeit. Die Wurzeln habe er in Amerika, doch was damals auf der Agenda stand, wäre zeitlos gültig. Auch heute noch gilt es, Ausbeutung und Ungerechtigkeit entgegen zu stehen. Immer noch werden Beschäftige um den ihn zustehenden Mindestlohn betrogen, immer noch sterben Beschäftigte aus reiner Profitgier, weil Arbeitssicherheit zu teuer ist, und immer noch werden diejenigen, die sich nicht wehren können, ausgebeutet. Er warb für die Arbeit der Gewerkschaften. Sie seien die Stimme der Arbeitenden, die für faire Tarifverträge verhandeln. Sicherstellen, daß die Arbeitsbedingungen den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern entsprechen, und sich für die Rechte aller Arbeitenden einsetzen. Tarifflucht des Landkreises inakzeptabel Von politischer Seite waren Paul Hümmer (SPD) und Thomas Dietzel (Linkes Bündnis Haßberge) zugegen. Sie ließen ihrem Unmut über so manche kommunalpolitischen Wege im Landkreis Haßberge freien Lauf, Hümmer vermißt die Tariftreue des Landkreises. Die Entscheidungsträger hätten einen Amtseid geschworen und müssten ihren Vorbildauftrag einhalten, also Tarifbindung für alle Beschäftigten. Es kann doch nicht sein, daß ein öffentlicher Arbeitgeber Tarifflucht begeht, so Hümmer. Zudem befürchtet er, dass bei Auftragsvergaben zu wenig auf die Tarifbindung geachtet werde. Dietzel bläst ins gleiche Horn. Grundforderung sei, dass der Kreis bei allen Lohnangestellten mindestens Tariflohn bezahle. Aus der Perspektive eines privaten Arbeitgebers erklärt er, wenn die öffentliche Hand es nicht macht, warum wir? Der solidarische Gedanke, beobachtet der Pädagoge, geht unter. Dabei sei er so wichtig, die Mehrheit der Jungen müssten erkennen, dass die Gewerkschaft ihre Interessen vertritt. Und dass deren Schwächung zur Folge hat, dass sie bei Lohnverhandlungen auf sich selbst gestellt sind, abhängig von der Gutwilligkeit des Chefs. Christen und Gewerkschaften müssen zusammenhalten Das Wort ergriff auch Dekanin Anne Salzbrenner: „Solidarische Grüße von der evangelischen Seite!“. Das Miteinander von Gewerkschaft und Kirche sei wichtig, besonders in schwierigen Zeiten. Es gäbe im Berufsleben kein Besser und Schlechter, alle Berufe seien wichtig, und müssten die jeweils gleiche Wertschätzung erhalten. „Wir müssen deutlich machen, welches Menschenbild wir tragen“. Die Betriebsseelsorge möchte sie zur Chefsache machen. Froh über die Kraft, welche all die Aussagen und Erklärungen ausgestrahlt haben, sah sich Buld am Ende der Veranstaltung positiv gestimmt. Fotos und Text Wolfgang Aull
Vorsitzender SPD Sand Paul Hümmer