Textquelle Neue Presse Ebern (Tanja Kaufmann) – Bilder Jürgen Hennemann
Der Eberner SPD Stadtrat Jürgen Hennemann nimmt für die IG Metall am UN-Weltgipfel in Brasilien teil. Mit Teilnehmern aus aller Welt diskutiert er Konzepte zur Nachhaltigkeit. Die Abschlusserklärung der Staatschefs nennt er jedoch enttäuschend.
"Ich war für die IG Metall Teilnehmer an der Konferenz", erklärt der Eberner, der mit seinen Kollegen von der Friedrich-Ebert-Stiftung betreut wurde. "Kontakte bestanden aber auch zu den brasilianischen Gewerkschaften und dem Internationalen Gewerkschaftsbund", so Hennemann weiter. Seit Sonntag ist er zurück, braun gebrannt zwar, doch ein Urlaub war die arbeitsreiche Woche weniger. 2012 jährt sich der sogenannte "Weltgipfel" von Rio de Janeiro zum 20. Mal: Die Weltgemeinschaft vereinbarte 1992 unter anderem das entwicklungs- und umweltpolitische Aktionsprogramm Agenda 21, das als "Meilenstein" auf dem Weg zur Nachhaltigkeit gilt. Unter dem Titel "Nachhaltige Entwicklung" sollten nun auch in diesem Jahr Staatenvertreter über die drängenden Probleme im Bereich Umwelt, Ressourcen und Klima diskutieren. "Außerdem sollte ,Rio+20' bilanzieren, wie weit die Agenda 21 in den vergangenen zwanzig Jahren in der Praxis umgesetzt und was damit erreicht wurde", erklärt Jürgen Hennemann. Die Ergebnisse sollten dem Entschluss der Vereinten Nationen zufolge in einem "gebündelten Politikpapier" münden.
Die Nichtregierungsorganisationen (kurz NGOs) wie Gewerkschaften, Kirchen und Umweltverbände versuchten, mit eigenen Veranstaltungen ihre Länderdelegationen bei den Formulierungen zu beeinflussen. So wollten beispielsweise die Gewerkschaften ihre Positionen zu Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und Teilhabe in den Betrieben in der Erklärung verankern.
Beeindruckend für den Eberner, der mit der UN-Vollversammlung zum ersten Mal eine Weltkonferenz "in der Größenordnung" besuchte, war vor allem das internationale Spektrum: Kommunikation und Erfahrungsaustausch über alle Kontinentalgrenzen hinweg bot der parallel laufende sogenannte "Volksgipfel" am Strand von Rio. "Hier haben die NGOs regelrecht eine Zeltstadt aufgebaut, wo sie sich präsentierten und Kontakte ermöglichten", erinnert sich Hennemann und schwärmt: "Ich habe mit einer Gewerkschafterin aus Panama und Umweltschützern aus Taiwan sowie Kasachstan über die Zukunft der Welt diskutiert." Eindrucksvolle Bilder bleiben im Gedächtnis, wie die Amazonasindianer, die am Strand in Rio ein großes Menschenbild im Sand dargestellt hatten.
Nicht weniger beeindruckend für den Eberner war die Teilnahme am UN-Plenum, zu der nur 15 Personen aus der "Major Groups" der NGOs am Tag die Gelegenheit hatten: "Wir durften für den Internationalen Gewerkschaftsbund rein", berichtet Hennemann. Großes Glück an diesem Tag: "Alle wichtigen Staatschefs waren da", erklärt der Kommunalpolitiker, der drei Meter neben dem chinesischen Staatschef Platz nehmen durfte. "Ich musste Chinesinnen mit ihm filmen", lacht Hennemann. Auch Fürst Albert von Monaco hat dem Eberner für ein Foto Modell gestanden, Boliviens Präsident Evo Morales schüttelte ihm gar die Hand. "Ich war mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort!", strahlt Hennemann rückblickend. Dafür seien die Sicherheitskontrollen natürlich immens gewesen; im Plenarraum angekommen habe er allerdings bis zur Bühne laufen und fotografieren dürfen. Am Rande des Kongresses konnte der Eberner Stadtrat auch Gespräche mit dem Leiter der Deutschen Regierungsdelegation, Umweltminister Peter Altmaier, führen.
Am Ende jedoch enttäuschend für den Abgesandten der IG Metall ist das Ergebnis: "Das Ergebnispapier der Konferenz, das vorliegt, ist etwas dünn", so Hennemann: "Die vielen Aktionen und Diskussionsforen der NGOs parallel zum Staatsgipfel sind nicht bei der Erstellung der Erklärung berücksichtigt worden. Enttäuschend!"
Das von den Staatschefs abgestimmte Dokument "The future we want" war am vergangenen Freitag veröffentlicht worden. Umweltverbände, Kirchen und Gewerkschaften weltweit kritisieren, dass die Rio+20-Abschlusserklärung des Weltumweltgipfels kaum Ziele nennt. "Keine Festlegungen, keine Verpflichtungen und Schritte für eine nachhaltigere Entwicklung - alles bleibt allgemein", bemängelt auch Jürgen Hennemann: "Das Papier ist sehr diplomatisch geprägt und der kleinste gemeinsame Nenner."
Dabei habe es viel mehr konkrete Vorschläge gegeben, die aber nicht aufgenommen wurden. "Ich hatte mir mehr versprochen, wieder ein Signal, wie von Rio 1992 ausging, mit Erstellung der lokalen Agendas", klagt Hennemann. Eines habe er wenigstens aber mit heim nach Ebern gebracht: "Zumindest einen neuen Schub für die Arbeit vor Ort!"
Gut behütet in einer intakten Welt sollen Kinder in allen Ländern aufwachsen, dafür sollte sich auch die Resolution des UN-Gipfels einsetzen. Kritiker bemängeln allerdings die Allgemeinplätze in der Formulierung, wie etwa die Forderung nach einer "globale Strategie".
"Er hat etwas undeutlich gesprochen", erinnert sich Jürgen Hennemann an diesen Teilnehmer des UN-Weltgipfels. Auch die Amazonasindianer machten auf ihre Lage aufmerksam und beteiligten sich an Diskussion und Aktion.
Am Rande des Kongresses: Jürgen Hennemann (links) mit dem Leiter der Deutschen Regierungsdelegation, Umweltminister Peter Altmaier (Mitte) und Dr. Martin Allesbach, Leiter der IG Metall Grundsatzabteilung (rechts).
Gut behütet in einer intakten Welt sollen Kinder in allen Ländern aufwachsen, dafür sollte sich auch die Resolution des UN-Gipfels einsetzen. Kritiker bemängeln allerdings die Allgemeinplätze in der Formulierung, wie etwa die Forderung nach einer "globale Strategie".