"Was wir bestellen, können wir auch bezahlen"

18. Dezember 2016

Die Kirchturmsanierung ist eine der kostenintensiven Maßnahmen der Gemeinde Sand, auf die Bürgermeister Bernhard Ruß in seinem Rückblick bei der Jahresschlusssitzung des Gemeinderats einging.

Foto: Alfons Beuerlein

Sands Bürgermeister Bernhard Ruß blickt in der letzten Gemeinderatssitzung 2016 auf ein arbeitsreiches Jahr zurück. „Der demografische Wandel und die Entwicklung, die daraus resultiert, sind seit Jahren eine Daueraufgabe, die uns in der Verwaltung stark beschäftigt“, sagte Bürgermeister Bernhard Ruß zu Beginn seines Jahresrückblickes in der Schlusssitzung des Sander Gemeinderates. Zunächst ging Ruß auf die Bevölkerungsstatistik der Gemeinde Sand ein, deren aktuelle Einwohnerzahl er auf 3090 Mitbürger (1547 Frauen und 1542 Männer). Die älteste Einwohnerin ist Lydia Steinbrecher, die im kommenden Januar ihren 101. Geburtstag feiern wird. Nach der Statistik leben in Sand 127 Ausländer (inklusive zwölf Flüchtlingen) aus 21 Nationen. Im Jahr 2016 gab es in der Winzergemeinde Sand 21 Geburten und 26 Sterbefälle. Den 144 Zuzügen standen 171 Wegzüge gegenüber, so dass die Einwohnerzahl um 32 Personen abgenommen hat.

Der Schuldenstand der Gemeinde wird zum Ende des Jahres bei 1 230 000 Euro liegen, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 410 Euro entspricht. Letztere lag im Vorjahr noch bei 450 Euro. Der Landesdurchschnitt für vergleichbare Gemeinden liegt laut Ruß bei 678 Euro.

Die Zahl der Kinder habe sich auf einem höheren Niveau stabilisiert, die Nachfrage nach Krippenplätzen (Alter bis 3 Jahre) habe deutlich zugenommen. Um dem Bedarf für das laufende Kindergartenjahr gerecht zu werden, richtete der Kindergarten St. Nikolaus für eine Übergangszeit eine weitere Krippe ein und brachte zudem im Turnraum des Kindergartens eine weitere Gruppe unter. Da eine bauliche Erweiterung im Kindergarten St. Nikolaus nicht mehr möglich ist, habe die Gemeinde ihre Fühler in Richtung Pfarrhaus und Pfarrgarten ausgestreckt. Nach den Ausführungen des Bürgermeisters ist die Erschließung des Baugebietes „Untere Länge I“ so gut wie abgeschlossen. Dort entstehen 35 neue Bauplätze. Von den 14 im Gemeindebesitz befindlichen Bauplätzen sind 13 bereits weiterverkauft. Im Baugebiet „Zehentwörth II“ entstanden neun Bauplätze, die der Investor an junge Familien weiter verkauft hat. Die ersten Häuser stehen dort bereits. In der Unteren und Oberen Länge seien die Weichen für die weitere Entwicklung im Westen der Gemeinde gestellt worden. Der Grunderwerb für den Kreisel konnte getätigt werden. Darüber hinaus erwarb die Gemeinde in der Oberen Länge über einen Hektar Land, der als Gewerbefläche genutzt werden kann und weitere Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung Königsäcker bietet.

„Mit der Sanierung der Außenfassade der Kirche und des Kirchturmes wird die Ortsmitte weiter aufgewertet“, sagte Bürgermeister Ruß. Gemeinde und Pfarrgemeinde seien heilfroh, dass zumindest die Sanierung der Außenfassade in diesem Jahr vorgenommen werden konnte. Die politische Gemeinde beteilige sich an den Gesamtkosten mit einem Zuschuss von 150 000 Euro, davon seien 50 000 Euro für die Außenrenovierung ausgezahlt worden. Der Rest folge bei der Innensanierung in zwei Jahren. Komplett finanzieren musste die politische Gemeinde als Baulastträger die Sanierung des Kirchturms. Angesetzt seien 60 000 Euro gewesen, doch aufgrund größerer Schäden seien die Kosten um einige zehntausend Euro gestiegen. Das Umfeld des Kriegerdenkmals wurde nach einem neuen Konzept gestaltet, Ruß freut sich über die positive Resonanz. Die Arbeiten am Kriegerdenkmal erfolgten zusammen mit dem Breitbandausbau. So habe die Gemeinde Kosten einsparen können. Für ein weiteres wichtiges Projekt, das im kommenden Jahr umgesetzt werden soll, haben Gemeinde und der Gemeinderat bereits die Voraussetzung geschaffen: Die Bewerbung auf Förderung eines behindertengerechten Zugangs zum Rathaus hatte Erfolg. Durch ein Schreiben des Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer ging die erfreuliche Nachricht ein, dass für das Projekt mit einer Kostensumme von 342 600 Euro eine Höchstfördersumme von 308 200 Euro in Aussicht gestellt wird. Inzwischen wurde der Umfang der Baumaßnahme erweitert und in Abstimmung mit der Regierung von Unterfranken modifiziert (siehe unten).

Weitere Themen, mit dem sich der Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung 2016 beschäftigten, waren die Einführung der kommunalen Parküberwachung, das Anlegen von Urnenerdgräbern und die Einrichtung und Auflösung der Notfallunterkunft für Asylbewerber im Untergeschoss der Turnhalle.

Ein brisantes Thema sei die von der Firma Sand- und Kieswerke Dotterweich beantragte, etwa 25 Hektar umfassende Erweiterung des Sand- und Kiesabbaus „Nordöstlich Sand“ gewesen. Die Gemeinde habe ihre Stellungnahme sowie die 57 Stellungnahmen der Bürger an das Bergamt in Bayreuth weitergeleitet. Einige Bürger und Verbände hätten ihre Einwendungen direkt nach Bayreuth geschickt. Diese würden dort zusammen mit den Einwendungen anderer Träger öffentlicher Belange und Fachbehörden gehört. Ein besonderes Gewicht komme laut Ruß der Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes im Hinblick auf den Gewässer- und Hochwasserschutz zu. Bei seinem Ausblick auf 2017 setzte Bürgermeister Bernhard Ruß einige Prioritäten. Dazu zählte er den Erwerb des Pfarrhauses zur Erweiterung von Kindergarten- und Kinderkrippe ebenso wie die Fertigstellung der Erschließung in der Unteren Länge und die Errichtung eines Kreisels für die Erschließung der Oberen und Unteren Länge.

Des Weiteren sollen die Planungen für ein weiteres Baugebiet entsprechend des Flächennutzungsplans angegangen werden, die wohl einige Jahre in Anspruch nehmen werden. Auch über den Fortbestand des Standesamtes werde sich Sand Gedanken machen müssen. „Wir sind zwar keine reiche Gemeinde, aber was wir bestellen, können wir auch bezahlen“, sagte Ruß.

Rathaus wird barrierefrei

Mit den Stimmen aller anwesenden Ratsmitglieder wurde in der Sitzung dem Antrag der Gemeinde Sand auf barrierefreien Umbau des Rathauses und auf Errichtung eines Aufzuges das Einvernehmen erteilt. Wie Bürgermeister Ruß zuvor erklärt hatte, hat die Verwaltung inzwischen den Förderantrag für die Baumaßnahme bei der Regierung von Unterfranken eingereicht. Für die Bauausführung ist neben der finanziellen Förderung die baurechtliche Genehmigung für den Umbau des Rathauses einzuholen. Der Bauantrag hierfür soll in den nächsten Tagen beim Landratsamt Haßberge eingereicht werden.

Beantragt wurden für den barrierefreien Umbau des Rathauses folgende Baubereiche: Errichtung einer Aufzugsanlage an der Nordseite des Rathauses zwischen dem Erd und Dachgeschoss (Sitzungssaal) inklusive der Zugänge in den einzelnen Geschossen; die Errichtung einer Zugangsrampe vor der Eingangstüre an der Südseite des Rathauses zum Ausgleich der dreistufigen Treppenanlage im Eingangsflur; der Neubau einer behindertengerechten Toilettenanlage.

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