Wie kam der Fußball zu uns - Anfänge des Fußballs in unserer Heimat

Zuschauer auf Flutbrücke Die 1.300 Zuschauer auf der Flutbrücke wurden natürlich auch abkassiert. Foto: Jakob Schneyer
Foto: Jakob Schneyer

03. Juli 2024

Geschichten und Anekdoten über die Anfänge des Fußballs in unserer Heimat

Die Kicker mit dem Ball waren am Anfang sehr umstritten. In der Anfangszeit waren die Fußballer, im Gegensatz zum edlen Turnersport,als wahre Räubergesellen verpönt. Am Ende des 19. Jahrhunderts war das Turnen in den Schulen das obligatorisches Schulfach. Bis 1869 lösten sich zwar, bis auf 15 Turnvereine, die meisten auf, oder ließen die Turnpraxis ruhen, doch nach der Reichsgründung 1871 lebte das Turnen wieder auf. So hieß es denn auch im Kaiserreich: „Sänger, Turner, Schützen sind des Reiches Stützen“.

Die Frage des bekannten Fußballerliedes „Wer hat die Welt so schön gemacht, wer hat das Fußballspiel erdacht“, lässt sich zumindest für Deutschland beantworten. Der Braunschweiger Lehrer Konrad Koch führte 1874 als Ergänzung des Turnunterrichtes (!) das Spielen mit einem Ball ein. Sein Kollege besorgte ihn aus England, das als Mutterland des Fußballs gilt. Ein englischer Chronist hatte diese Sportart schon 1698 so beschrieben: "Der Ball ist aus Leder, groß wie ein Kopf und mit Luft gefüllt. Er wird getragen, oder mit dem Fuß durch die Straßen getrieben - von demjenigen, der ihn erreichen kann. Weiterer Kenntnisse bedarf es nicht."

Der FC 08 Zeil ist der älteste Fußballclub im Landkreis. Der Fußballsport galt in den Anfangsjahren als eine vulgäre Sportart. Heute ist dieser Massensport so angesehen wie Leichtathletik oder Tennis. Ein Sportexperte meinte dieser Tage gar, Fußball sei heute ein „Grundnahrungsmittel“. In der Anfangszeit waren die Fußballer als wahre Räubergesellen verpönt. Als der einstige Zeiler Rektor Josef Gaßner zum Ehrenbürger ernannt wurde, erinnerte sich dieser, dass die Kicker in den Zeiten des „Steinzeitfußballes“ in den 20er Jahren als ausgesprochene Rowdys galten.

Der Zeiler Fußballpionier und Schiedsrichter-Obmann Peter Dütsch, erzählte 1958, die Gründungsmitglieder von 1908 hätten eher als "Illegale" gegolten. Diese waren bei den Ämtern und Behörden – im Gegensatz zu den vaterländischen Turnern - nicht gerne gesehen. Dennoch erbarmte sich Pfarrer Dümler, den FClern eine Wiese der Pfarrpfründe für zu überlassen. Dütsch erinnerte sich auch, dass der FC Zeil im Jahr 1921 sogar die Spielvereinigung Fürth 2:1 schlug. Der Erfolg gegen die Elf einer so großen Stadt, machte damals einen gewaltigen Eindruck bei den hiesigen Behörden.

Schon vor dem 1. Weltkrieg hatten mehrere Eltmanner Burschen einen Fußballclub ausgerufen. Wegen der verrufenen Sportart, wollte die Stadt jedoch erst die Bürger befragenden. Wegen des Kriegsausbruches kam es allerdings erst 1920 zur Gründung des SC, heute SG Eltmann.

1915 konnten noch vereinzelnd Fußballspiele durchgeführt werden. Im weiteren Kriegsverlauf war das dann aber immer schwieriger. Die Bezirksämter in Ebern, Haßfurt und Hofheim haben in diesem Jahr den Volks- und Fortbildungsschülern das Fußballspielen verboten. Es verrohe nicht nur die Sitten, sondern setze den in seiner Entwicklung begriffenen Körper schweren Gefahren aus.

Wie ein Zeiler Fußballer aus dem Felde schrieb, wurde eifrig auch hinter der Front Fußball gespielt. Eine Empfehlung an die Freunde in der Heimat lautete: „Stellt eure Sportsache immer mehr in den Dienst des Vaterlands, spielt ständig und ihr werdet, wenn der Kaiser euch ruft dann auch brauchbare Soldaten werden“.

Stolz war man bei den Zeiler 08er, als drei aktive Mitglieder des Fußballclubs für besonders hervorragende Leistungen ausgezeichnet wurden. Die Heimatzeitung schrieb: „Die Leitung des Sportvereins, die jederzeit bestrebt war, ihre Spieler zu brauchbaren Mitgliedern des Vaterlandes heranzubilden, kann stolz sein, auf solche tapferen Helden“. Draufgängerisches Verhalten war sowohl beim Fußball als auch im Krieg erwünscht. Wie sich Haßfurter Fußballpioniere erinnerten, haben auch ihre FCler hinter der Front dem Fußballspiel gehuldigt und sich so „Erholung und Ablenkung“ verschafft

Erst zum Jahresbeginn 1917 etablierte sich auch in Haßfurt ein Fußballclub. Trainiert hat man auf dem alte Turnplatz am See. Ein Fußball wurde mühselig durch Spenden der Mitglieder beschafft. Wer am höchsten kickte, war der Beste, erinnerte sich später ein Gründungsmitglied und durch „die Liebenswürdigkeit des Gutspächters Merkel“ konnte sich der FCH auf dem heutigen Platz an der Flutbrücke etablieren.

Im Januar 1917 konnte trotz kriegsbedingter Ausfälle gerade noch eine Vollmannschaft des eben erst gegründeten FC Haßfurt ein Spiel gegen Bad Kissingen austragen. Angesichts der vielen zum Heeresdienst Einberufenen reichte es nicht mehr für eine Elf aus. So bildeten die geschwächten Clubs von Haßfurt und Zeil eine „Spielvereinigung Zeil-Haßfurt“ und trugen vor zahlreichen „Gönnern des beliebten deutschen Sports“ ein Spiel gegen Schonungen aus. Seltsam: Der Austragungsort für diese Begegnung mitten im Krieg, war eine Wiese in Sand-Wörth.

Im Zusammenhang mit den Kriegen sind später Fußballclubs entstanden und sogar Spielerpersönlichkeiten hervorgegangen. So waren es Sander Kriegsteilnehmer, die im Geburtsland des Fußballs in englischer Gefangenschaft waren, und, heimgekehrt, 1920 den FC Sand gründeten. Gespielt wurde zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Zu den Pionieren des Fußballsports gehören auch die Ziegelangerer, die sich 1921 im Kreis Haßfurt als 5. Fußballclub etabliert haben. Trikots und Schuhe wurden durch Spenden der Mitglieder und durch das Sammeln von Heilkräutern beschafft. In Prölsdorf verkauften man massenhaft Eier für den Erwerb von Fußballschuhen.

Spiele wurden in den Anfangsjahren auf diversen Wiesen ausgetragen. Die Besitzer wussten oft nichts davon und traten des Öfteren auf den Plan. Oft brauchte man für ein Spiel bis zu drei Wiesen, weil die Eigentümer die Kicker immer wieder verscheuchten. Während der Wirtschaftskrise waren die meisten Spieler ohne Einkommen. Dennoch traten sie auch bei Auswärtsspielen an. Die Auslagen wurden durch Kameraden, die etwas besser situiert waren, übernommen. Um den Fußballsonntag gebührend ausklingen zu lassen, verdienten sich die Balltreter beim anschließenden Umtrunk einige Krüge Bier und eine Brotzeit durch gekonnt vorgetragene Gesangseinlagen. Darauf verstanden sich offenbar die Ziegelangerer, da einige auch dem Geselligkeitsverein „Immer lustig“ angehörten.

Nach dem Krieg verboten die Schulbehörden die Beteiligung von jugendlichen Schülern das Fußballspielen. Zu den schon immer gehegten „schwerwiegenden Bedenken“ kam noch die herrschende schlechte Ernährungslage hinzu. Alte Leute können sich noch erinnern, dass man als Bube trotz Verbot auf den Straßen und Gassen bolzte. So verboten in den 20er Jahren bereits die Stadträte von Haßfurt, Zeil und Eltmann den „Straßenfußball“.

1927 schuf man in Ebern einen Turn- und Sportplatz, auf welchem Fußball nur im Rahmen des Turnvereins betrieben werden durfte, „damit eine zu starke, einseitige Betonung des Fußballsports auf Kosten der edlen (!) Turnsache vermieden wird.“

Dass das Fußballspielen früher nicht den besten Ruf genoss, war wohl der oft ruppigen Spielweise geschuldet. Was zwei Zeitungsberichterstatter 1920 über eine Begegnung zwischen den FC Haßfurt und den FC 08 Zeil schrieben, lässt ahnen, wie es ziweilen auf den Plätzen zuging.

Das Spiel, das die Zeiler mir 3:2 gewonnen haben, war wohl von einer beispiellosen Rohheit geprägt. Der Spielführer des FCH soll laut Zeitungsbericht nach dem Abpfiff geschrien haben, „Messer her, ich ersteche die Lumpen. Der Schiedsrichter und fünf Zeiler müssen heute noch verrecken!“ Tatsächlich hat man hernach im Gasthaus „Zum Löwen“ „nur“ einem 08er mit einem Bierglas traktiert.

Reißende Wölfe 1934 kamen bei einem Spiel Hofheim gegen Haßfurt an der Außenlinie zwei Spieler zu Fall. Aus dieser harmlosen Situation heraus entwickelte sich eine wüste Schlägerei. Wörtlich heißt es in der Heimatzeitung: „Wie Tiger stürzten sich die Hofheimer Zuschauer auf Bott und versuchten ihn zu Boden zu reißen. Sponsel suchte Bott aus der Umklammerung frei zu machen und auch ihn griff man tätlich an. Von allen Seiten strömten die Zuschauer auf den Platz und die Schlacht fing an. Mit Stöcken, Schirmen und Fahnenstangen wurde zugeschlagen. Ein großer Teil huldigte dem edlen „Boxsport“. Dabei bekam auch der Unparteiische sein Fett weg. Den Hofheimern hielt man in der Zeitung vor, sie verstünden es immer wieder, sich als zahme Lämmchen hinzustellen, seien aber reißende Wölfe“. Kein Wunder, dass es noch lange dauerte, bis sich der Fußballsport von dem Stigma frei machen konnte, eine „Räubersportart“ zu sein.

1932 schreibt die Heimatzeitung: „In jüngster Zeit hat sich das Korbmacherdorf Sand noch auf einem anderen Gebiet einen klingenden Namen gemacht: „König Fußball“ ist bei den Sandern zu Hause und die Korbflechter-Ligisten sind in ganz Unterfranken als erstklassige, gefährliche Gegner wohl bekannt. Sie spielen einen technisch hochstehenden Fußball. Gesundheitlich ist wohl das Fußballspielen in Anbetracht der sitzenden Lebensweise für die Sander Jugend als Ausgleich zur gebückten Korbflechterhaltung, als gesundheitsfördernd zu begrüßen“.

Nach Krum kam der Fußball, als zu Beginn des Dritten Reiches die Nazis den Arbeitsdienst einführten. Im Dorf waren 1933 junge Männer mit Arbeiten am Mühlrain beschäftigt. Sie schliefen auf primitiven Strohbetten im Hümmer-Saal. Nach Feierabend pflegten die Männer Fußball zu spielen, was bei der Dorfjugend auf großes Interesse stieß. Leider verfügte sie nicht, wie die Arbeitsdienstler, über einen Fußball.

Doch da gab es ein Preisausschreiben der damals ganz populären Schuhcrem-Firma Pilo. Bei einer Werbeaktion sammelte die Schulkinder 100 Pilo-Schuhcremedeckel. Als Preis erhielten die Buben einen Ball geschenkt. Daraufhin wurde der Pilo-Club gegründet. Doch die älteren Jugendlichen schlossen den Ball während der Woche ein. So suchten die Knirpse auch nach einem Weg, zu einem runden Leder zu kommen. Sie sammelten drei Handwagen voll Altpapier. Mit dem Erlös von 5 Reichsmark konnten sie sich einen eigenen Ball beschaffen und unter der Woche dem Straßenfußball frönen. 1936/37 wurden die Jugendlichen dann in die Hitlerjugend (HJ) überführt. Die hatte mit den jungen Leuten dann etwas ganz anderes im Sinn. Die Gründung des FSV Viktoria geht 1948 auf die Initiative des Pfarrers Dr. Anton Kehl zurück.

Kasten Gewonnen Es gab früher offenbar viele Gründe, bei einem Spiel nicht anzutreten. In den Pionierzeiten des Fußballsportes geschah des Öfteren. So war 1920 bei einem Verbandsspiel die Elf des FC Baunach einfach nicht in Haßfurt erschienen. Der FCH trat auf den Platz an und machte einen Anstoß zum Spiel. Dann pfiff der Schiedsrichter das Spiel ab und erklärte den FCH zum Sieger. Bei einem Spiel um die B-Gaumeisterschaft war 1923 auf dem Platz der Viktoria Schweinfurt die Mannschaft Zell bei Würzburg nicht gegen die Haßfurter angetreten. So wurde der FCH ohne Entscheidungskampf B-Gaumeister in Unterfranken. Und auch 1925 wurde der FC Haßfurt Gau-Meister der B-Klasse, weil der SV Neustadt/Saale trotz großer Zuschauerkulisse nicht zum Spiel in Haßfurt erschien. Auch hier gab der Schiri den Ball frei, um schon in den nächsten Sekunden das Spiel zu Gunsten des FCH abzupfeifen. Schön, wenn man solche Gegner hat! Es ist fraglich, ob das Eintrittsgeld der Zuschauer wieder zurückbezahlt worden ist.

Unvollkommen Was alles passieren konnte, wenn Äcker oder Wiesen zu Fußballplätzen umfunktioniert werden mussten, wird am Beispiel der Spfr. Holzhausen deutlich. Da ließ sich in den 30er Jahren ein Landwirt dazu überreden, für das Fußballspielen ein Stück Wiese zur Verfügung zu stellen. Nur hatte dieser „Sportplatz“ einen Schönheitsfehler: Auf dem Grundstück stand ein Telefonmast, um den herum man trotzdem eine Zeit lang dem Sport frönte. Da blieb auch öfter mal ein Ball in den Drähten hängen. Besonders die auswärtigen Spieler mussten öfter mal gewarnt werden: Vorsicht Mast! Anders als heute hielt man es damals noch mit der Devise, dass auf dieser Welt eben nichts vollkommen ist.

  1. Teil Ludwig Leisentritt Kurioses und Anekdotisches rund um das runde Leder Fußball-EM in Deutschland: Ein Grund in altern Zeitungen zu blättern 1.667 Wörter Wie schon während des ersten Weltkrieges, spielten die Soldaten auch im 2. Weltkrieg zuweilen hinter den Fronten und in den Gefangenenlagern Fußball. Der Zeiler Toni Pottler landete nach der Kapitulation des Afrikacorps 1943 in einem Lager in Amerika. Eines Tages bekam er von bis dahin wildfremden Amerikanern Zigaretten und Schokolade geschickt. Es stellte sich bald heraus, dass die Wohltäter ausgewanderte Zeiler waren, die über das Roten Kreuzes an seinen Namen und den dazugehörigen Heimatort gelangt waren.

Weil Pottler so bescheiden war und nie einen Extrawunsch äußerte, schrieb man dem jungen Zeiler, er solle doch einmal einen Wunschzettel schreiben. Der Wunsch nach einem Lederball und auch Sporthemden war bald erfüllt. Unter den Mitgefangenen war auch ein Kamerad aus Haßfurt und einige Schweinfurter. So stand dem intensiven Lagerfußball nichts mehr im Wege. Anton Pottler war nach seiner Rückkehr ein ganz hervorragender Mittelfeldspieler, der eine Zeit lang sogar beim VfB Coburg spielte. Später wechselte er wieder zum FC Zeil, wo er noch mit 45 Jahren eine Stütze der 08er war. Noch ein weiterer Zeiler hat seine Fußballkünste in einem US-Camp gelernt: Roman Leisentritt, der als Gefangener in die Staaten transportiert wurde, machte später als ein exzellenter Fußballer weit über seine Heimatstadt hinaus von sich reden. Seine Scherenschläge – heute als Schnickschnack kaum mehr zu sehen – forderten stets den Beifall auf offener Szene heraus

Rustikales Torgestänge Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches konnte der Fußball nur langsam wieder Fuß fassen. Die meisten kleinen Orte verfügten über keinen Sportplatz. So z. B. die Steinsfelder, welche neidisch die freilich noch primitiven Sportplätze in der Nachbarschaft bewunderten. So hatte Wonfurt bereits Draht bzw. Netz als Ballfang an den Toren. 1947 raffte man sich auf, aus dem Gemeindewald geeignete Hölzer zu beschaffen. Es wurden ohne eine Genehmigung kleine Eichenbäume gefällt und in einem Getreideacker versteckt. Ein Sportsfreund organisierte eine Maiwanderung, deren eigentlicher Zweck es war, bei Nacht und Nebel die Baumstämmchen in einen Hof zu transportieren. Dort machte man sich daran, die Hölzer mit einem Beil kantig zu schlagen. Doch niemand hatte eine Ahnung, wie lang und hoch so ein Fußballtor sein muss. In der Nachbargemeinde standen zwei Tore mit den vorschriftsmäßigen Maßen. Niemand wollte erst den „Spionageauftrag“ in Wonfurt ausführen. Bis sich dann doch Arthur Wohlfahrt dazu entschloss. Mit äußerster Vorsicht nahm er Maß, denn gesehen - und was schlimmer ist, - verspottet werden, wollte man nicht. Mehrere Sportbegeisterte nagelten dann die Latten an den Pfosten in der vorgeschriebenen Weise fest. Doch mit der Zeit verzog sich das frische Eichenholz und zuletzt hing der Querbalken 20 cm durch und auf Tornetze musste man anfangs auch verzichten.

Frevel Während der Inflationsjahre mussten die Haßfurter Fußballer jedes Mal nach Spielende ihr Tor abmontieren und in das Vereinslokal „Bayerischer Hof“ bringen. Sonst wäre am andern Tag von dem Kasten nichts mehr vorhanden gewesen. Der Mangel an Brennholz verleitete in dieser Notzeit so manchen zu solch frevelhaftem Tun. Und auch während des letzten Krieges wurden die Tore an der Flutbrücke als Brennholz verheizt. Der 90jährige Peter Söldner erinnerte sich 2001, dass die Kicker des 1926 gegründeten TSV Prappach ihre Spiele auf Wiesen ausgetragen haben und stets die Tore in Form von Holzstangen mitbrachten.

Wie es Schiedsrichtern erging Da sind ja noch die Unparteiischen

Keine Zurufe 1956 weist die Haßfurter Sportbehörde darauf hin, dass an den Eingängen zu den Sportplätzen an sichtbarer Stelle eine Tafel mit der Aufschrift „Zurufe an Spieler und Schiedsrichter verboten“,! anzubringen ist. An Aufmüpfigkeit stehen die Frauen den Männern oft nicht nach. Als in den 60er Jahren zwei Frauenmannschaften spielten, erkühnte sich eine Fußballamazone den erfahrenen Schiedsrichter auf dem Platz zu fragen, ob er seinen Schein bei Neckermann gemacht habe. Der Schiri verwies darauf die Dame vom Feld. Seitdem wusste auch sie: Der Schiedsrichterz hat immer recht.

Ungeeignet Bei einem Fußballspiel in Wonfurt kam es zu Streitigkeiten mit dem Schiedsrichter. Ein weithin bekannter Wonfurter hielt ihn wegen vermeintlicher Fehlentscheidungen für völlig ungeeignet. „Du taugst höchstes dazu das Bistumsblatt auszuteilen“ schimpfte er am Spielrand. Schränkte das jedoch sofort ein mit dem Hinweis: „Aber net bei uns in Wofert, sondern höchsten drüm in Dampfich!“

Fouls Bei einem Spiel gegen Oberndorf erhielt der FC Haßfurt einmal in den 90 Spielminuten 52 Strafstöße zugesprochen. Der Berichterstatter, der nach eigenem Bekunden schon mehr als 1000 Spiele gesehen haben will, hatte so etwas bislang noch nicht erlebt. Spieler wegen wiederholt verübter Fouls vom Platz zu stellen, wäre für den Unparteiischen mit der Anfertigung einer Niederschrift verbunden gewesen. Das war für den etwas schreibfaulen Schiri offenbar zu umständlich. Er ließ die die 22 Ballkicker lieber holzen, und betätigte dafür eifrig die Pfeife.

Dringendes Bedürfnis Ein Schiedsrichter aus dem Steigerwald bot in den 60er Jahren eine bühnenreife Vorstellung, Über die schmunzelte man an den Stammtischen im ganzen Landkreis. Bei einem Spel auf einem Platz in der Nähe von Bamberg, unterbrach der Pfeifenmann nämlich ganz plötzlich ohne sichtbaren Grund das Spiel, um sich im Laufschritt samt Ball vom Sportplatz zu entfernen. Spieler und Zuschauer, denen der Unparteiische so plötzlich und so lange vor regulärem Spielschluss den Rücken kehrte, verfolgten verdutzt seinen Weg. Bei den ersten Häusern am Ortsrand begehrte der Regelausleger Einlass, doch es wurde ihm nicht aufgetan. Schließlich öffneten sich doch eine rettende Tür und dahinter ein Klo. Das Rauschen der Wasserspülung kurze Zeit später, ließ den Sportsfreunden dann doch ein Licht aufgehen. Daher stieß nach etwa zehn Minuten der Ungewissheit das plötzliche Davonrennen des Schiris auf ein gewisses Verständnis.

Eine Beschwerde führte dazu, dass das Spiel wiederholt werden musste. Der gute Mann hatte in seiner verständlichen Not das Spiel für etwa zehn Minuten unterbrochen, doch die fehlende Zeit nicht nachspielen lassen. Ein Fußballspiel muss halt mal mindestens 90 Minuten dauern.

Protest 1969 konnten einige junge Schlachtenbummler aus Krum nicht verkraften, dass ihre Mannschaft in Zell a. Ebbg. verloren hat. Der Schiri aus Untersteinbach soll daran schuld gewesen sein. Sie blockierten recht hartnäckig die Fahrbahn, als der Unparteiische mit seinem Pkw die Heimfahrt antreten wollte. Einer ließ sich wie verletzt vor das Fahrzeug fallen. Erst als der Pfeifenmann die Polizei rufen ließ, konnte er nach Hause fahren.

Hochsitz Der Zeiler Schiedsrichter Peter Dütsch sollte einmal in Humprechtshausen ein Freundschaftsspiel pfeifen. Nun ging es dem Peter an diesem Tag nicht besonders gut. Doch die Spielführer hatten ein Einsehen und eine Lösung parat. Fast auf der Höhe der Mittellinie befand sich der Hochsitz eines Jägers von wo aus man auch das Spielfeld des Sportplatzes gut überschauen konnte. Die zwei Mannschaften hatten nichts dagegen, dass der Peter – ähnlich wie beim Tennis - von einem rthöhtrn Stuhl aus das Spiel letete.

Kasten Hindernis Glück hatte 1951 der Sportverein Hofheim. Die Stadt hatte die Pflasterung einer Straße an die Schweinfurter Firma Kupfer vergeben. Der Inhaber war kein geringerer als der weithin bekannte Nationalspieler Anderl Kupfer. Er bestritt zwischen 1937 und 1950 44 Länderspiele. 1938 hat man ihn sogar in der Kontinentalauswahl für das Spiel gegen England berufen. Da Anderl Kupfer beim Straßenbau mitgearbeitet hat, haben ihn Fußballer des SV Hofheim angesprochen. Er hat dann aus Gefälligkeit - so weiß Bürgermeister Bergmann - in der Zeit der Bauarbeiten die HSVler trainiert.

Weberelf Östlich der Weberei, direkt an der Bahnschiene entlang, legte die Zeiler Weberei während des Krieges einen Fußballplatz an. Auf diesem Platz spielte nicht nur die Weberelf, auch die Schüler und Jugendmannschaft des FC 08 durfte ihn benutzen. Dass der Fußballsport in der Weberei einen Stellenwert erhielt, war dem kaufmännischen Leiter Hans Dittrich zu verdanken. Dessen persönlicher Freund war schließlich der 44fache Nationalspieler Albin Kitzinger aus Schweinfurt, der eine kurze Zeit auch den FC 08 trainierte. Im Sommer 1948 hatten sich auf dem Sportplatz am Tuchanger nach einem Spiel gegen eine Auswahl der Betriebe Basel und Wolf & Barth. 500 Zuschauer beim Derby "Textil gegen Holz" eingefunden. Als Dittrich 1952 nach Erlangen wechselte, verlor die "Weberelf" ihren Förderer. Betriebsleiter Jaenchen war der Meinung, dass der Betrieb gute Arbeiter und keine Fußballer benötigt.

1957 spielte noch einmal anlässlich eines Betriebsausfluges nach Königsberg die "Weber-Elf" gegen den TV Königsberg ein 1 : 1 heraus. Als das Interesse nachließ, wurde der Sportplatz in ein Gartengelände umgewandelt und parzelliert an Belegschaftsmitglieder abgegeben. Unverkennbar lag es in der Absicht der Werksleitung, durch derartige Einrichtungen und freiwillige Leistungen die Stammarbeiterschaft an den Betrieb zu binden.

Familienbetrieb Wohl kaum eine Fußball-Elf ist so mit einer einzigen Familie verbunden gewesen wie die der "Sportfreunde 34 Steinsfeld". Schon in den Gründerjahren spielten sieben Heilmann-Brüder in der ersten Mannschaft. 1968 war die Elf sogar auf sämtlichen Posten durch einen Heilmann besetzt. Da kickten noch zwei der Heilmann-Brüder - einer zählte immerhin schon 52 Lenze - sowie neun Sprösslinge der zwei Brüder. Alle "Heilmänner" hatten sich dem Fußballsport verschrieben. Mit Recht stellte die Heimatzeitung damals die Frage, ob es so etwas noch einmal in der Bundesrepublik gibt.

Ein Mann – ein Wort In den 60er Jahren setzte sich der Profifußball immer stärker durch. Eine besondere Erfahrung mit Fußballstars musste 1971 der mit Schulden beladene FC Haßfurt machen. Der hatte den deutschen Fußballmeister Borussia Mönchengladbach für ein Freundschaftsspiel gewinnen können und sich dabei einen finanziellen Reibach erhofft. Der Meister kam mit seiner Starbesetzung, darunter die Haßfurter Fußballlegente Ludwig Müller. Mit von der Partie waren auch: Wolfgang Kleff, Berti Vogts, Klaus-Dieter Sieloff, Hartwig Bleidick, Peter Dietrich, Ulrik le Fevre, Horst Köppel, Rainer Bonhof, Herbert Wimmer, Herbert Laumen, Jupp Heynkes und Mannschaftskapitän Günter Netzer, der erste Langhaarige der Bundesliga. Die Haßfurter hatten mit Hennes Weisweiler einen Freundschaftspreis in Höhe von 7.500 Mark vereinbart. Die vom FCH vorbereitete schriftliche Vereinbarung zerriss Weisweiler vier Wochen vorher mit der Feststellung, dass sein Wort gelte. Doch angesichts einer stattlichen Zuschauerkulisse forderten die angereisten Gladbacher plötzlich 15.000 Mark und Weisweiler wollte sich an keine andere Vereinbarung mehr erinnern. Um die auf den Rängen wartenden 12.000 Zuschauer nicht zu enttäuschen, willigten die Haßfurter zähneknirschend ein. Vor dem Spiel schüttelten sich Vorsitzender Hans Strauß und der später als ARD-Fußballmoderator agierende Günter Netzer freundlich die Hände, ohne dass die Fans auf den Rängen ahnten, wie hinter den Kulissen von den beiden um das Geld gefeilscht worden ist. Das Spiel endete übrigens 1:6. Es war schließlich die damalige deutsche Meisterelf mit zahlreichen Nationalspielern.

Bildtexte Für beide Seiten

Bild: Dichte Zuschauerränge 11.500 Schlachtenbummler sahen 1961 das Derby Haßfurt gegen Bamberg. Sag mit wo die Frauen sind? Fußball war früher eine Männerdomäne. Foto: Jakob Schneyer

Bild: Zuschauer auf Anhänger Fußballanhänger auf landwirtschaftlichen Anhängern Foto: Jakob Schneyer

Bild: Zuschauer auf Flutbrücke Die 1.300 Zuschauer auf der Flutbrücke wurden natürlich auch abkassiert. Foto: Jakob Schneyer

Bild: Zuschauer auf Baum Dieser Baum diente für kurze Zeit als Ersatztribüne. Foto: Jakob Schreyer

Bild: Zuschauer auf Bretterzaun Mit viel Fantasie konnte man sich einen Stehplatz schaffen. Foto: Jakob Schreyer

Bild: Zeiler Fußballplatz, alt Der dürftige Zeiler Fußballplatz und der Dreschplatz in den frühen 50er Jahren Foto: Archiv L. Leisentritt

Bild: Spielfeld Bearbeitung mit Egge So machte A. Greich im Winter den „weißen Rasen“ des FCH spielbar. Foto: H. Bopp

Bild: Wagen des Bayerischen Rundfunks Der BR filmte 1961 an der Flutbrücke Foto: Archiv L. Leisentritt

Bild: Rudi Kisz Der ehemalige ungarische Nationalspieler landete nach dem Ungarnaufstand in Zeil. Bild: Archiv L. Leisentritt

Bild: Rudi Kisz mit Sepp Herberger Rudi Kisz kannte viele Größen des Fußballsportes. Hier begrüßte er Nach ungarischer Art die Frau von Sepp Herberger Bild: Archiv L. Leisentritt

Weitere Fußballanekdoten

Trainer Rudi Kisz (Fotos) Der Ungarnaufstand zwang 1956 den ehemaligen Nationaltrainer Rudi Kisz, zur Flucht nach Deutschland. 1968 behandelte der Schmachtenberger Gemeinderat die offizielle Einbürgerung des charmanten Ungarn, der 1901 in Budapest geboren wurde. Kisz spielte früher aktiv beim FTC Budapest. Er stand international 28mal in der ungarischen Nationalmannschaft. Der Schmachtenberger Neubürger traf sich des Öfteren mit dem deutschen Erfolgstrainer Sepp Herberger, der ihn anlässlich seines 60. Geburtstages sogar in Zeil besuchte. Ein freudiges Wiedersehen gab es 1959 beim Europapokalspiel MSC Budapest – Real Madrid in Stuttgart mit seinem ehemaligen Schützling Ferres Puskas, den er früher in Ungarn trainierte. Er traf sich bei Spielen in Nürnberg u. a. auch mit dem Trainer Bela Gutmann von Benfica Lissabon. Bei solchen Anlässen ließ Kisz so manches mal Zeiler FClern von seiner internationalen Popularität profitieren, indem er ihnen prominente Sportler vorstellte. In Budapest war Kisz vor seiner Flucht Besitzer eines großen Filmtheaters und einer Gaststätte. In seiner neuen Heimat trainierte er zahlreiche Mannschaften, wie Eltmann, Zeil, Sand und Lichtenfels Bilder

Lebensretter Es ist nicht ungewöhnlich, wenn eine Fußballmannschaft im Kampf mit einem schweren und harten Gegner etwas lädiert den Heimweg antreten muss. Diese Sporthart ist eben etwas für harte Männer. Was aber den Kickern aus Haßfurt 1971 gegen den Sportverein Schönbrunn bei Bamberg passiert ist, dürfte schon etwas außergewöhnliches in der Geschichte eines alten Clubs sein. Nach dem Freundschaftsspiel, das der FCH glänzend mit 8:1 für sich entscheiden konnte, begab man sich anschließend in eine Gastwirtschaft und stellte dabei die Fahrzeuge im Hof des Wirts ab. Während man mit den Gastgebern gemütlich zusammen saß begann plötzlich ein Unwetter das in kurzer Zeit einen Teil der Gemeinde in einen reißenden Strom verwandelte. Das Fahrzeug des Spielers Heim wurde von der Flut gegen ein abgestelltes Jauchefass gedrückt. Die Autos der Spieler Röder und Müller und das des Trainers Eger rissen die Fluten etwa hundert Meter durch die Dorfstraße. Dabei schrammten sie abwechselnd gegen Gartenzäune und Hausmauern. Es gab keine Möglichkeit für die Besitzer, die Pkws zu retten. Ein Wagen war erst zwei Tage in Betrieb, der des Trainers hatte gerade mal 2000 km auf dem Tacho. Drei total beschädigte Autos und eines mit hohem Wasserschaden waren die Bilanz. Während des Unwetters rettenden vier FCler aus Haßfurt eine Schönbrunnerin vor dem Ertrinken.

Wahrscheinlich das Leben gerettet haben die Zeiler Fußballer 1972, einem ausländischen Autofahrer. Bei ihrem Pfingstausflug sahen sie am Biebelrieder-Dreieck in einem Graben einen Menschen liegen. Man hielt an und fand einen Mann, der aus einem Fahrzeug geschleudert und schwer verletzt worden war. Der Verunglückte hatte schon eine längere Zeit an dieser Stelle gelegen was niemand von den Vorbeifahrenden bemerkt hatte.

Coventry Vor allem die englische Luftwaffe (RAF) sah im 2. Weltkrieg in ihren Angriffen auf deutsche Städte auch eine Vergeltung für die Bombardierung englischer Städte. So warf ein Tomy-Flieger bei der Bombardierung von Würzburg einen Backstein ab, der wohl beabsichtigt außerhalb des brennenden Würzburg bei Randersacker niederging. Auf diesen Stein hatte der Pilot „Coventry“ geschrieben und Hitler als Schwein bezeichnet. Die englische Stadt war von der deutschen Luftwaffe ziemlich zerbombt worden. Es dauerte lange Zeit, bis wieder in den unteren Ligen Fußballspiele zwischen England und Deutschland ausgetragen wurden. 1962 spielte gar eine Mannschaft aus Coventry gegen den FC Haßfurt. Ein Reporter der Heimatzeitung berichtete auf einer ganzen Seite über den Spielverlauf. Doch irgendwie entschlüpfte dem Berichterstatter eine Formulierung, von der man nicht weiß ob er sie unbewusst oder bewusst so zu Papier gebracht hat. Das Wort Bombe in diesem Bericht hat vor dem geschichtlichen Hintergrund irgendwie nicht so recht gepasst. Wörtlich heißt es im HT: Der Mittelstürmer Edgar Oehm knallte aus 25 Meter eine Bombe aufs Gästetor, die nur knapp ihr Ziel verfehlte“. Ob die Engländer den Bericht gelesen haben ist nicht bekannt.

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