Internationaler Frauentag

Stationen der Gleichberechtigung der Frau in unserer Heimat

Ein geschichtlicher Rückblick von Ludwig Leisentritt

Der 8. März erinnert an den Kampf um das Frauenwahlrecht und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Man denkt an die vielen Frauen, die für die politische Mündigkeit der Frau und für die Gleichberechtigung gekämpft haben. Die Geschichte der Frauen in unserer Heimat zeigt, dass so manche emanzipatorischen Fortschritte die man den Frauen zugestand, aus der Not heraus zustande kamen.

Jahrhunderte lang galt es als feststehend, dass die Frauen erst vom Vater und später vom Ehemann "erzogen" werden müssen, um Demut und Gehorsam zu lernen. Nach einem Protokolleintrag von 1738 erwarteten die Zeiler Stadtväter von den Ehemännern, daß sie in der Familie für Ordnung sorgen. Sie sollten keine "Schändhändel" und "Weiberpossen" dulden und „ihre Weiber in Zucht halten“.

Ein Gräuel war es der Obrigkeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wenn „Weibspersonen ganz allein und ohne Aufsicht der Eltern oder Anverwandten, Wirtshäuser oder Bierkeller besuchten. So verfügte das Eltmanner Landgericht 1819, „dass Weibspersonen, welche ohne Beysein der Ältern, der Dienstherrschaft oder der Verwandten an gewöhnlichen Sonn- und Feiertagen als liederliche Streunerinnen aufgegriffen und in Arrest gebracht werden.“ Verheiratete Frauen gingen noch bis in die jüngste Vergangenheit grundsätzlich nur mit ihren angetrauten Männern in ein Wirtshaus.
Während die Männer Neuigkeiten zumeist in den Gastwirtschaften auszutauschen pflegten, war den Frauen derartiges nur beim Wasserpumpen an den Brunnen oder beim Brot-Backen an den gemeindlichen Backöfen möglich.

In einigen großen Gemeinden unseres heutigen Landkreises gab es während der Kriege 1870/71 und 1914/18 „Frauenzweigvereine“ des Roten Kreuzes. Sie fertigten oder sammelten in den Kriegsjahren Kleidungsstücke für die Soldaten an der Front oder Verbandsmaterial für die Lazarette. Fast alle Mitglieder dieser konservativ-monarchistischen Frauenvereine stammten aus dem Bürgertum. In Haßfurt fungierte die Ehefrau des Bezirksamtmannes Stadelmann als Vorsitzende. Erst in den 20er Jahren bildeten sich Rotkreuz-Kolonnen in denen dann die Männer dominierten.

Die Fasenacht war in den Anfängen eine Angelegenheit der Männer. 1909 verkündete der Zeiler Pfarrer auf der Kanzel die Anordnung des Würzburger Bischofs: „Die christliche Sitte und Schamhaftigkeit verbietet es ehrbaren Frauenspersonen von selbst, an Maskeraten teilzunehmen.“

Bei der Schulausbildung war es lange Zeit üblich, dass den Mädchen weniger Aufmerksamkeit zuteil wurde. So meinten im 19. Jahrhundert die Gemeinderäte in Krum, „daß ein Knabe besonders in der Führung einer ordentlichen Haushaltung weit mehr wissen und verstehen muss, als ein Mädchen“. In den Testamenten und Niederschriften im Stadtarchiv fällt auf, dass noch im 19. Jahrhundert mehr Frauen als Männern des Schreibens und Lesens unkundig waren und ihre Unterschrift häufig nur aus drei Kreuzchen bestand.

1922 hielt der Katholische Frauenbund in Zeil im Gasthaus Hertlein eine Versammlung über „Frauenehre, Familienglück und Jungfrauenwürde“ ab. Eine Referentin aus München hob dabei hervor, dass die Frau kein „Mannweib“ sei, sondern nur an der Seite des Mannes als treffliche Gattin wirken soll. Von solchen Ausführungen waren einige anwesende Ehemänner so begeistert, dass sie im Rahmen ihrer ehelichen Autorität spontan ihre Frauen als Mitglieder anmeldeten.

Nur allmählich eroberten sich die Frauen die Domäne des Sports. In Haßfurt hatten bei den Frauen 1921 die Badezeiten im Flussbad großen Ärger hervorgerufen. Der nur aus Männern bestehende Stadtrat billigte dem schwachen Geschlecht nur ein Fünftel der Badezeit in der Mainbadeanstalt zu. Darauf führten einige engagierte Frauen an, dass systematische Leibesübungen in Gottes freier Natur, in Sonne, staubfreier Luft und Wasser für sie ebenso notwendig seien wie für die Männer. Schließlich seien sie die Mütter des kommenden Geschlechtes. Im gleichen Jahr traten in Haßfurt erstmals Frauen dem altehrwürdigen Turnverein bei, um durch Stab- und Keulenübungen „ein gesundes Seelenleben zu entwickeln und dem weiblichen Körper ein schönes Ebenmaß zu verleihen.“

Einen maßgeblichen Anteil an der Emanzipation der Frau hat das Radfahren. In Zeil taucht erstmals 1913 unter der Nummer 172 die erste registrierte Radfahrerin auf. Es war Mathilde Geisel, zu der sich später noch die Hebamme Veronika Gräf gesellte. Bis 1922 waren nur zehn von 302 eingetragenen Fahrradinhabern Frauen gewesen. Doch die eroberten sich Freiräume jenseits von Kindern, Küche und Kirche. Der Zeiler Fahrradverein ließ vor dem Ersten Weltkrieg eine Postkarte drucken, auf der auch Frauen in die Pedale treten. 1928 erinnerte sich der aus Oberschleichach stammende Dr. Zenglein, wie in der ersten Zeit die radfahrenden Frauen als minderwertige Menschen gescholten wurden. Das Fahrrad hat auch den Siegeszug weiblicher Hosen befördert. Frauen die Hosen trugen, galten noch bis nach dem letzten Krieg als nicht „salonfähig“. Erst Ende der 1960er Jahre wurden Frauenhosen gesellschaftlich akzeptiert.

Frauen und Mädchen spielten im Vereinsleben lange Zeit keine große Rolle. Doch dienten sie bei Jubiläen und Festlichkeiten oft gerne als schmückendes Beiwerk, wenn sie als Ehrenjungfrauen oder Ehrendamen fungieren durften.

1961 fand in Hassfurt zwischen Deutschland und Holland ein Fußball-Damenländerspiel statt. Die 3.500 Zuschauer, so kommentierte die örtliche Presse, hätten das bis jetzt „zärtlichste Fußballspiel“ gesehen. Die deutschen Kickerinnen siegten mit 1:0. 1968 treten zum ersten Male im Kreis Haßfurt zwei lokale Damenfußballmannschaften in der Öffentlichkeit auf und in Trossenfurt/Tretzendorf spielten zwei Frauenclubs zugunsten einer Kirchenrenovierung gegeneinander. Jahrhunderte lang war das Kegeln eine ausgesprochene Domäne der Männer gewesen. In den 60er Jahren eroberten dann aber auch die Frauen diese Sportart. 1962 wurde in Zeil der Damenkegelclub „Beinah“ gegründet, wobei der Name bezeichnend ist. „Kegeldamen“ gab es Ende der 60er Jahre u. a. auch in der Landgemeinde Unterhohenried. 1966 wurde in Untersteinbach erstmals eine Schützenkönigin proklamiert.

In den 20er Jahren ließ beim Zeiler Gesangverein Liederkranz das Interesse der Männer nach. Der 1907 gegründete Verein entschloss sich 1929, mit der Bildung eines gemischten Chores, Frauen in seine Reihe aufzunehmen. So wurde den Frauen eine klassische Männerdomäne überlassen, die ihnen bislang verwehrt blieb. Damit war ein weiteres Kapitel der Gleichberechtigung in unserer Heimat aufgeschlagen.

Als die meisten Männer zum Kriegsdienst eingezogen waren, hielten Frauen und Mädchen während des Krieges den Zeiler Kirchenchor am Leben. 1940 sangen bei der feierlichen Einweihung der Kirchenorgel fast ausschließlich Frauen. Es war dann auch konsequent, dass dann auch nach dem Krieg unter dem Dirigenten Josef Gaßner Sängerinnen auf der Empore mitwirkten.

Nach dem letzten Krieg regte die amerikanische Besatzungsmacht in Ebern die Bildung von „Frauendiskussionsringe“ an. Diese sollten vor allem das Verantwortungsgefühl der Frauen wecken und dabei ihre Pflichten erkennen um dann auch ihre staatsbürgerlichen Rechte einfordern zu können. Doch die waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr eingeschränkt.

Bei einer Veranstaltung in Haßfurt vertrat 1954 die Hammelburger CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Maria Probst den Standpunkt, die Autorität des Mannes bei wichtigen Familienfragen, - wie Kindererziehung oder Wohnsitzfestlegung,- müsse als gottgewollte Ordnung aufrechterhalten werden. Die "Gleichmacherei", so die allgemein geschätzte Politikerin, übersehe die Schöpfungswahrheit und sei nur zum Schaden der Frau. Damit kritisierte die spätere Bundestagsvizepräsidentin die 1953 höchstrichterlich verkündete Gleichberechtigung von Mann und Frau, die dann 1957 gesetzlich festgeschrieben worden ist.

Das überkommene Klischee, die Frau könne nur eine dienende und keine leitende Stellung einnehmen, stieß immer mehr auf Widerspruch. Bei einem Vortrag der Kath. Landvolkbewegung in Steinsfeld wurde 1969 betont, dass Mann und Frau gleichwertige Partner seien, die sich in ihrer Eigenart ergänzten. Es sei eines Mannes nicht unwürdig, wenn er z.B. den Kinderwagen schiebe oder einkaufen gehe. Die Gleichberechtigung, so prophezeite der Referent, lasse sich auf vielen Gebieten nicht mehr aufhalten. Immer häufiger fanden Landfrauen in den nach weiblichen Arbeitskräften suchenden Betrieben in unserem Landkreis bessere Verdienstmöglichkeiten. Ein zweites Einkommen durch die Ehepartnerin war oft eine wichtige Voraussetzung für einen bescheidenen Wohlstand was nicht unwesentlich zu einer Steigerung des Selbstbewusstseins der Frauen beitrug.

Vorbei sind die Zeiten, wo in den Kirchen Männer und Frauen getrennt in den Bänken saßen. Sie marschieren bei Prozessionen auch nicht mehr am Schluss mit. Selbst bei Beerdigungszügen durch die Straßen gab es früher die Geschlechtertrennung. 1932 kritisierte ein Haßfurter Zeitungsleser, dass es bei Beerdigungen „ein erhebender Anblick sei, wenn der Leichenzug ernst und feierlich einherschreitet. Voraus die Jugend, dann die Vereine mit umflorten Fahnen, unmittelbar vor dem Leichenwagen die hochwürdige Geistlichkeit, nach dem Sarge die Leidtragenden. Es folgten die Männer, ernst und gemessenen Schrittes in Dreierreihen, dann – ein ungeordnetes Knäuel, das fast die ganze Breite der Hauptstraße einnimmt: die Frauen.“

Seit dem Vatikanischen Konzil (1962-1965) prägen in unseren Gemeinden Pastoral- und Gemeindereferentinnen das kirchliche Leben mit. Wie nie zuvor sind Mädchen und Frauen im Laiendienst der katholischen Kirchengemeinden tätig.
Der pastorale Laienberuf in den Gemeinden geht in seinen Anfängen auf den Dienst von Frauen zurück, die als Seelsorgehelferinnen ausgebildet bei uns schon vor dem 2. Weltkrieg tätig waren. Zuvor oft zugleich als Fürsorgerinnen, Sozialarbeiterinnen oder als Ordensschwestern. Gegenwärtig sind im katholischen Dekanat Haßfurt neun theologisch ausgebildete Pastoralreferentinnen tätig.

Das schon erwähnte Konzil sah auch keinen theologischen Grund mehr, Frauen und Mädchen vom Altardienst auszuschließen. Dennoch war es schon fast revolutionär, als der Zeiler Stadtpfarrer Robert Heßberger 1975 erstmals Mädchen der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) als Ministrantinnen zuließ, freilich nur zu ganz bestimmten Gottesdiensten und in ziviler Kleidung. Das war oft sehr umstritten und führte sogar zu Protesten. Und auch die männlichen „Minis“ waren nicht alle begeistert von dieser Neuerung. Doch erwies sich der nächste Schritt als überfällig und zeitgemäß, als 1977 der Ministrantendienst allgemein für Mädchen freigegeben wurde. Die offizielle Erlaubnis aus Rom kam übrigens erst 1994.

In dem 23 Pfarrstellen umfassenden Dekanat der Evangelischen Kirche sind derzeit sechs Pfarrerinnen und eine Diakonin tätig. Daneben üben schon lange Zeit nichttheologische Frauen ehrenamtlich seelsorgerliche Tätigkeiten aus.

Die politische Bühne betraten Frauen erst spät Mit dem Untergang der Monarchie nach Ende des 1. Weltkrieges bekamen die Frauen das das aktive und passive Wahlrecht. Bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19.1.1919 durften sie erstmals wählen. Die bislang bei den Männern angesiedelte Politik war nun auch für Frauen ein verbrieftes Recht. Eine Besonderheit gab es in Zeil. Hier hatte Bürgermeister Adam Kraus auf Veranlassung des Landratsamtes ein Wahllokal nur für Männer und eines nur für Frauen eingerichtet. Schade, dass die Unterlagen für eine Auswertung nicht mehr greifbar sind.

Bei einer Maiwanderung 1919 marschierte in Zeil Antonie Mantel mit einer roten Fahne an der Spitze des Zuges. Sie brachte so zum Ausdruck, dass durch die Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts die Frauen endgültig politisch emanzipiert sind.

Bemerkenswert ist, dass bei den Kommunalwahlen noch lange Zeit fast ausschließlich Männer antraten. Bei der ersten Kreistagswahl nach dem Kriege kandidierten 1946 in den drei Alt-Landkreisen Haßfurt, Ebern und Hofheim unter den 144 Kandidaten nur eine einzige Frau, die den Einzug aber nicht schaffte. Erst zwei Jahre später, als eine weitere Kreistagswahl stattfand, konnten sich von den insgesamt 334 Bewerbern vier Frauen durchsetzen. Heute gehören dem 60 Sitze umfassenden Kreistagsgremium 14 Frauen an.

Mehr als 30 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts zogen 1952 Mathilde Geisel (CSU) und Hermine Neugebauer (ÜZL) als erste Frauen in den Zeiler Stadtrat ein. In Haßfurt gelang 1956 Adelgunde Gröhling (CSU) und in Ebern 1960 Maria Schohe (CSU) der Einzug ins Stadtparlament. In Eltmann und Hofheim schafften es erstmals 1972 Edeltraut Scheuring (CSU) bzw. Dr. Elisabeth Götz (SPD). In Königsberg eroberten erst 1984 Anne-Marie Reiser und Evi Rügheimer (beide SPD/FDP-Liste) einen Ratsstuhl.

Bei der letzten Kommunalwahl 2008 waren von den 1.954 Kandidaten für die Gemeinde- und Stadtratswahl lediglich 23 % Frauen. In diesen kommunalen Parlamenten haben sie von den 386 Mandaten 69 der Sitze innen, das sind 18 %. Doch konnten sich in den zwei Landgemeinden Breitbrunn und Riedbach Frauen als Bürgermeisterinnen durchsetzen. Alles in allem: Da ist noch viel Potential für die Zukunft enthalten. Das muss nicht unbedingt „Das Ende der Männer und den Aufstieg der Frauen“ bedeuten, wie die amerikanische Autorin Hanna Rosin jüngst in ihrem provokanten Buch prophezeit.

Zur Not in Männerkleidung - Frauen als „Feuerwehrmänner“ Während des Dritten Reiches hatten sich die Frauen den Männern unterzuordnen. Es gehörte zum Frauenbild der Nazis, dass sie das Tragen von langen Hosen durch Frauen unter Strafe stellten. In den letzten Kriegsmonaten wurde der entsprechende Erlass jedoch durch das Haßfurter Landratsamt still und leise für unwirksam erklärt und befohlen, dass bei Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschrift „zur Zeit (!) jegliches polizeiliche Einschreiten zu unterbleiben hat.“ Das war den Machthabern so peinlich, dass sie eine Veröffentlichung dieses Erlasses untersagten.

Schließlich waren an unzähligen Stellen Mädchen und Frauen in langen Hosen oder gar Männeruniformen - z.B. als Flakhelferinnen - im Einsatz. Im Oktober 1944 ordnete der Zeiler Luftschutzleiter an: „Der Mangel an männlichen Einsatzkräften macht es notwendig, daß Frauen und Mädchen zum Einsatz herangezogen werden. Die Erfahrungen haben gezeigt, daß beim Einsatz von weiblichen Kräften die Bekleidung der Einsatzkräfte eine bedeutende Rolle spielt. Es wird daher angeraten, daß die weiblichen Einsatzkräfte Männerkleidung tragen um sich dadurch vor Brandverletzungen zu schützen.“

In den Wirtschaftswunderjahren war in vielen Dörfern die Mehrzahl der Männer außerhalb ihrer Wohnorte beschäftigt. Die wachsende Mobilität im ländlichen Bereich musste zwangsläufig auch Konsequenzen im Feuerlöschwesen nach sich ziehen. 1967 setzte sich bei der Frühjahrstagung der Kommandanten des Landkreises Haßfurt die Erkenntnis durch, daß in Gemeinden mit einem ausgesprochenen Mangel an Feuerwehrmännern nun auch Frauen und Mädchen zum Feuerwehrdienst herangezogen werden können. Vor allem, „wenn dies zur Sicherung des Feuerschutzes absolut notwendig ist.“ Gegenwärtig machen im Kreis Haßberge 460 Frauen und 201 Mädchen Dienst bei der Feuerwehr.

Anekdoten Straßennamen Unsere Straßennamen dokumentieren eine Jahrhundertealte Männergesellschaft. Eine vor zehn Jahren erfolgte Erhebung unter den neun größten Orten unseres Landkreises ergab: Von den 175 Straßen, die nach Personen benannt sind, beziehen sich nur fünf auf Frauen; 170 sind Männern gewidmet.

Nützliche Investition Frauen am Ratstisch waren in den Wirtschaftswunderjahren noch relativ selten. Als in Ebern 1960 eine Frau in den Stadtrat eingezogen war, zeigte sich Bürgermeister Hans Merkl bei jeder Sitzung von seiner liebenswürdigsten Seite. Jedes mal legte er der Ratsherrin eine Schachtel Pralinen auf ihren Platz, aus der freilich hin und wieder auch die männlichen Kollegen naschen durften. Dies stellte sich als eine äußerst nützliche Investition heraus: Das Diskussionsklima im Ratsgremium soll seitdem weitaus besser geworden sein..

Briefwahl! Als nach dem letzten Krieg die Briefwahl immer mehr Einzug hielt, hatte sich ein Ehemann angewöhnt, regelmäßig für sich und seine Frau die Wahlunterlagen zu beantragen die er daheim dann auch allein ausfüllte. Um des lieben Friedens willen beschwerte sich die Frau anfangs darüber nicht. Doch einmal war eine Bürgermeisterwahl und da hatte die Frau eine ganz klare Vorstellung, wer es ihrer Meinung nach werden sollte. Doch der Stimmzettel war bereits von ihrem Ehemann ausgefüllt worden. Nun wollte sie von ihrem Ehegespons wissen, wen er eigentlich auf ihrem Stimmzettel angekreuzt hat. Doch der Ehemann blieb stur und belehrte seine Gemahlin: „Elsa, des geht net. In unnern Land is die Wahl geheim!“

Geschlechtertrennung Das Wonfurter Gemeindeoberhaupt Andreas Vollmuth hatte in den Nachkriegsjahren eine ganz besondere Art, Bürgerversammlungen abzuhalten. Einmal lud der eigenwillige Dorfschultheiß die Männer und zu einer späteren Zusammenkunft die Frauen ein.

Narrensicher Kurz vor dem Eintreffen der Magirus-Spritze stellte 1956 eine Führungsperson in Zeil humorvoll fest, daß die Spritze so narrensicher sei, daß sie selbst von einer Frau bedient werden könne. Mit einer derartigen Äußerung würde „Mann“ sich heute sicher um Kopf und Kragen reden…

Bildtexte

Kreuzlesschreiberin Mit drei (beglaubigten) Kreuzchen unterzeichneten im 19. Jahrhundert viele Frauen Dokumente

Radfahrverein Zeil Auf dieser 1913 in den Elsass verschickte Postkarte des Radfahrvereins Zeil haben auch einige Frauen unterzeichnet.

Feuerwehrfrauen 1995 legten diese Frauen aus Bischofsheim das Feuerwehr-Leistungsabzeichen ab.

Adelgunde Gröhling Adelgunde Gröhling errang 1956 als erste Frau einen Sitz im Haßfurter Stadtrat

Frau in Römershofen Der Ehemann war in Gefangenschaft und so musste in Römershofen bis 1955 Berta Reinhardt mit ihrer Mutter die Landwirtschaft betreiben.

Frauenwahlrecht Schon 1914 wurde das Wahlrecht für Frauen gefordert, das dann 1919 gesetzlich eingeführt worden ist.

Gemeinschaftsarbeit in Prappach Beim Bau der Ortsdurchfahrt wirkten in Prappach 1952 auch Frauen mit.

Logo Int. Frauentag 2013

Maria Probst (Briefmarke) Die spätere Bundestagsvizepräsidentin Maria Probst aus Hammelburg sprach sich 1954 in Haßfurt gegen die Gleichberechtigung aus.

Mathilde Geisel Mathilde Geisel gehörte 1913 nicht nur zu den ersten Radfahrerinnen in Zeil. Sie zog 1952 mit Hermine Neugebauer auch als erste Frau in den Stadtrat ein.