Postagentur Sand

Die Post in Sand hat einen Namen: Schneider Von unserem Mitarbeiter Adi Beuerlein 05.05.2015

Die verantwortlichen Poststellenleiter seit 1955 (von links) Günther, Artur, und Jürgen Schneider mit Bürgermeister Bernhard Ruß (2. von links). Die Postgeschichte in der Gemeinde Sand am 1. Februar 1897 mit der Einrichtung einer Postablage in dem damals 1031 Einwohner zählenden Kirchdorf. Die Postablage, die der Postexpedition Eltmann unterstand, wurde dem Schmiedemeister Georg Dietz, Hauptstraße 14, gegen eine Jahresvergütung von 168 Mark verliehen. Im Dezember des gleichen Jahres wurde die erste Telefonstation errichtet. Die Aufwertung von der Postablage zur Postagentur kam am 1. Oktober 1898, die Jahresvergütung stieg auf 324 Mark. Ab 1900 war die Postagentur Sand dem Oberpostamt Würzburg unterstellt. Als Posthalter löste 1903 Joachim Hofmann den Schmiedemeister Georg Dietz ab. Im Jahre 1910 wurde Maria Hofmann, Zeiler Straße 9, Postagentin und bekam die Postagentur übertragen. Eine Änderung in der Organisation trat im Juni 1929 ein, als die Agentur hinsichtlich des Dienstbetriebes und der Abrechnung dem Postamt Zeil unterstellt wurde. Bei einer Neuorganisation am 1. November 1930 trennte man die Gemeinde Zell a. E. vom Zustellbezirk der Sander Poststelle ab. Zum gleichen Zeitpunkt wurde Sand bei der Landkraftpost Eltmann mit einbezogen und Zell erhielt eine eigene Poststelle. Am 1. Oktober 1938 wurde die Poststelle Sand wieder vom Postamt Zeil abgetrennt und erneut dem Postamt Eltmann unterstellt.

Am 1. Mai 1940 ging die Poststelle Sand in den Familienbereich des jetzigen Agenturnehmers Jürgen Schneider über. Seine Ur-Oma Frau Maria Ruß wurde ab diesem Zeitpunkt Posthalterin in Sand. Als im Oktober 1944 die Landkraftpost Eltmann-Nord wegen Treibstoffmangels nur teilweise befahren werden konnte, richtete man zwischen Eltmann und Sand ein Botengang ein, über den gleichzeitig der Postaustausch für Limbach und Zell a. E. vonstatten ging. Der Posthalter von Zell, Herr Kronawitter, führte den Botengang nach Sand durch und so wurde Sand in dieser Zeit ein zentraler Postmittelpunkt. Mit dem Einmarsch der Amerikaner brach auch die Postverwaltung in Sand zusammen, doch schon im August 1945 wurde der Postverkehr im beschränkten Umfang wieder aufgenommen.

Wöchentlich wurden damals dreimal Postsendungen zugestellt. Am Postschalter wurden Briefe und Postkarten gegen Barentrichtung entgegen genommen, da es noch keine Briefmarken gab. Der Postaustausch erfolgte durch Fahrradboten dreimal wöchentlich für die Orte Limbach und Sand. In dieser Zeit wurde Zell a. E. von Sand aus mit Post versorgt. Ab April 1947 wurde eine verkürzte Landkraftpost von Eltmann über Limbach nach Sand und Zell durchgeführt. Normale Verhältnisse in der Postversorgung treten erst wieder ab Juni 1948 ein. Ein täglicher Botengang von der Poststelle Sand zum Zweigpostamt Zeil wurde ab 1.Oktober 1950 eingerichtet, der 1952 wieder aufgehoben wurde. Dafür wurde für den Postaustausch eine zusätzliche Landkraftpostfahrt von Eltmann aus eingerichtet.

Als die Posthalterin Frau Maria Ruß nach 15-jähriger Dienstzeit ausschied, folgte am 1.Oktober 1955 ihr Schwiegersohn Artur Schneider als neuer Posthalter. Im April 1957 wurde die Poststelle im Zuge der Zentralisierung des Postdienstes mit dem bisher selbstständigen Postamt Eltmann dem Postamt Haßfurt unterstellt. Die Postversorgung wurde auf zweimal werktäglich erhöht und von der Landkraftpost Haßfurt übernommen. Aufgrund des schnell anwachsenden Postverkehrs wurde 1960 die erste Vergrößerung der Diensträume vorgenommen. 1966 waren die Räume erneut zu klein, so dass ein Anbau Abhilfe schuf. Am 1. April 1978 wurde Betriebsassistent Günther Schneider neuer Posthalter in Sand. Für die 850 Jahr-Feier der Gemeinde brachte die Post einen Werbestempel heraus, der ab 15. November 1988 Verwendung fand. Er zeigt eine Abbildung der Pfarrkirche von Sand und trug die Inschrift „1139 - 1989 / 850 Jahre Sand am Main“. Mit diesem Werbestempel wurden ein Jahr lang alle Briefe abgestempelt, die somit die Jubiläumsbotschaft in alle Welt brachten. Ein besonderes Ereignis war die postgeschichtliche Ausstellung im November 1988. Eine solche umfangreiche Ausstellung war eine kostspielige Angelegenheit und wurde deshalb nur in größeren Orten gezeigt. Man wusste es zu schätzen, dass diese auch in Sand stattfand. Die Ausstellung zeigte eine Woche lang Einblicke in die Geschichte der Briefmarke, des Briefes, der Briefkästen und vieles andere mehr. Am 1. April 1990 stieg die Poststelle I Sand zum Postamt auf und war damit den umliegenden Postämtern gleichgestellt. Als Betriebsleiter wurde der Posthauptsekretär Günther Schneider ernannt, der das Postamt bis 1997 leitete. Nach der Postreform wurde am 1.Juli 1995 die Paketzustellung zentralisiert und wird seitdem von Haßfurt aus zugestellt. Im weiteren Zuge der Zentralisierungen wurde am 28. Oktober 1998 letztmalig die Briefzustellung von Sand aus durchgeführt. Auch diese erfolgt seitdem von Haßfurt aus. Am 31.Oktober 1998 wurde das Postamt Sand als eines der letzten Postämter im Landkreis Haßberge geschlossen. Somit erhielt die Gemeinde Sand nach 101 Jahren und neun Monaten ab 1. November 1998 wieder eine Postagentur.

Agenturleiter ist seither Jürgen Schneider. Er führt zusammen mit seinem Kur-Reiseunternehmen die Familientradition in den ehemaligen Diensträumen des Postamts weiter. Postagenturleiter Jürgen Schneider ist seit Jahren bei seinen Kurreisen so eingebunden, dass er nicht mehr selbst den Schalterdienst verrichten kann. Somit beschäftigte er für den Schalterdienst im Laufe der Jahre mehrere Damen: Anni Weiss, Anette Helgert, Michaela Eller und Edith Brenner. Zurzeit werden die Postkunden in der Agentur von den Mitarbeiterinnen Margarete Tamm und Frau Stefanie Weinig fachkundig bedient.

Foto: Repro: Adi Beuerlein

Lange ist es her: Die Postagentur Sand am Main bei der Eröffnung am 1. Mai 1940.