Sand am Main im Wandel der Zeiten

Jedes Jahr, am ersten Wochenende im September, feiern die rund 3100 Einwohner vom Freitag bis einschließlich Dienstag, in diesem Jahr vom 31. August bis zum 4. September, zusammen mit vielen Besuchern aus nah und fern die “Sander Kerwa”. In den Gasthäusern, den Biergärten und Heckenwirtschaften der Winzergemeinde Sand wird das Beste aufgeboten, was Keller und Küche zu bieten hat. Auf dem Altmain-Parkplatz steht ein großer Vergnügungspark zur Verfügung und gleich daneben kann man in einem Festzelt ebenfalls die Sander Kirchweih 2012 feiern. Die nachfolgenden Zeilen sind teilweise der offiziellen Internetseite der Gemeinde Sand entnommen.

Wechselvolle Geschichte

Sand a. Main gehört zwei verschiedenen Landschaften an: dem nördlichen Auslauf des Steigerwaldes und dem mittleren Maintal. Die Bodenschichten bildet der mittlere Keuper. Sie steigen aus dem 225 m über Meereshöhe liegenden Tal nach Süden erst langsam, dann aber ziemlich steil zum 360 m hohen Rücken des Hermannsberges an. Schon weit vor Christi Geburt haben sich Menschen im Maintal aufgehalten. Vom Droßberg bei Knetzgau ist belegt, dass bereits etwa 30.000 Jahre vor Christus kleine Horden Zeugnisse ihrer Anwesenheit hinterlassen haben. Funde an der Uferterrasse des Maines in Sand östlich des Gasthauses „Zum Schiff“ werden rd. 2000 vor Christus datiert. Belegt ist ferner, dass Mammuts das Maintal durchzogen haben. Im Sander Baggersee wurde 1958 ein Stoßzahn in sieben Meter Tiefe gefunden Das Maintal lag somit früher erheblich tiefer. Es wurde im Laufe der Zeit durch Überschwemmungen mit Kies und Sand überlagert. Die Frühgeschichte bleibt im Dunkeln. Die ersten Sander sind Nachkommen germanischer Vorfahren. Im Zuge der fränkischen Landnahme setzten sich die Franken in unsere Gegend fest. Auf sie geht die Einteilung Deutschlands im Einflussbereich des Mains in verschiedene Gaue zurück, die unter die Verwaltung von Grafen gestellt wurden. Sand gehörte zum Volkfeldgau, der sich zwischen Volkach und der Altenburg bei Bamberg erstreckte. Mit den Franken breitete sich das Christentum in unseren Gegenden aus. Von Bonifatius wurden 741 die Bistümer Würzburg und Eichstätt gegründet und der Bau des Klosters Fulda veranlasst. Von nun an ging die Christianisierung in unserem Heimatbereich stetig weiter. Im Jahre 1007 erfolgte die Gründung des Bistums Bamberg. Irgendwo in diese Zeit hinein muss der Anfang des Dorfes Sand fallen.

1139 erstmals urkundlich erwähnt

Urkundlich erwähnt wird Sand erstmals in einer Schenkung an das Kloster Michelsberg in Bamberg im Jahre 1139. Darin heißt es: „Der bischöfliche Kämmerer Konrad schenkte dem Heiligen Michael ein Gut bei Sand". Später tauchen die Bezeichnungen „Zu Sannde“ und Zu Sanndt“ auf. Im Jahre 1511 wird zwischen der Siedlung auf der Uferterrasse („Sannde“) und im Flussbereich („Werd“) unterschieden. Die beiden Sander Teile waren schon sehr früh mit einer Brücke verbunden. Bei der Sanierung des Altmaines im Jahre 1967 wurden Überreste von eichenen Brückenpfählen entdeckt. Eine Untersuchung des Botanischen Instituts der Universität Hohenheim ergab, dass die Eiche gegen Ende des 14. Jahrhunderts gefällt wurde und der Brückenbau auch in das ausgehende 14. oder beginnende 15. Jahrhundert datiert werden kann.

Reformation und Hexenverfolgung

Die Reformationszeit ging nicht spurlos an Sand vorbei. Bereits 1523 bekannten sich auch Sander Einwohner „leidenschaftlich zu Luthers Anschauung“. Im Zuge der von Bischof Julius Echter von Mespelbrunn erfolgten Gegenreformation (1573 bis 1617) fand Sand wieder zum katholischen Glauben zurück. Heute ist der Ort überwiegend katholisch. Mit den Hexenverfolgungen und Hexenbränden brach Anfang des 17. Jahrhunderts eine neue Leidenszeit über unsere Vorfahren herein. Das Nachbarstädtchen Zeil war zwischen 1616 und 1630 im Bereich des Hochstiftes Bamberg der Ort, an dem die meisten Hexen verbrannt wurden. Zu dem „Hexengericht“ in Zeil gehörten alle Dörfer der Umgebung: Schmachtenberg, Ziegelanger, Steinbach, Sand, Limbach, Zell, Knetzgau, Krum und Augsfeld. Auch Sander Hexen wurden in Zeil verbrannt. Als eine Folge der Glaubensspaltung kam es in Europa zum Ausbruch des „Dreißigjährigen Krieges“ (1618-1648). Protestantische Union und katholische Liga standen sich feindselig gegenüber. Erst der zweite Teil, der „Schwedenkrieg“ unter Gustav Adolf, brachte den Krieg auch in unsere Gegend. 1635 wird berichtet, dass Knetzgauer und Sander in die Wälder geflohen sind. Wenn Soldatentrupps in die Dörfer eindrangen, drangsalierten sie die Bewohner, bis auch der letzte Wertgegenstand in ihre Hände übergegangen war. Nach dem Ende dieser schrecklichen Zeit werden 72 Sander Familiennamen gezählt.

Kirchenbau

Die um 1165 erbaute kleine Ritterkapelle stand bis zum Jahre 1727. Sie bestand schon teilweise aus Stein, denn Holz hätte keine 562 Jahre überdauert. Von 1727 bis 1731 wurde an der Kirche gebaut. Der 33 Meter hohe Turm wurde im Jahre 1733 vollendet. Sand hatte nun eine Barockkirche, die bis ins 20. Jahrhundert Bestand hatte. Die Kirche war aber mittlerweile zu klein geworden, so dass am 16. April 1928 mit der Erweiterung der Kirche begonnen wurde. Am 12. November des gleichen Jahres wurde die erweiterte Pfarrkirche durch Bischof Dr. Matthias Ehrenfried eingeweiht.

Einzug der Korbmacherei

Ein gravierender Einschnitt in der Geschichte Sands war der Einzug der Korbmacherei. Um das Jahr 1750 brachte ein gewisser Ullrich aus Tirol dieses Handwerk nach Sand. Nach und nach hielt die Korbmacherei Einzug in fast jedes Haus und machte das Dorf für etwa 200 Jahre zu einem „Korbmacherdorf“. Mitte des vergangenen Jahrhunderts brachte das Korbmacherhandwerk für seine Bewohner einen gewissen Wohlstand. So heißt es in einer Untersuchung der Mainufer: „... Die Einwohnerschaft in Sand besteht aus Bauern, die ihr Feld trefflichst bewirtschaften, an der Zahl 55, und aus Korbflechtern, an der Zahl 100. Die Korbmacherei ist ein Erwerbszweig, der das Dorf Sand gegenwärtig zum wohlhabendsten des ganzen Landgerichtsbezirkes macht. Es herrscht hier in dieser Beziehung das regste Leben. Doch geht der Handel in der neuesten Zeit auch nach Amerika, auch geht ein Teil mit Körben auf Reisen in Bayern, nach Sachsen, nach Baden und Württemberg, mainauf und mainab. Die Bewohner von Sand kommen viel in der Welt herum und daher besitzen sie auch Anstand und äußeren Schliff“. Die Korbmacherei spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Stärker ausgeprägt ist der Korbhandel in die in den letzten Jahrzehnten stark zugenommene Winzerei. Hier haben sich einige Betriebe spezialisiert und sind teilweise international tätig. In Sand haben sich keine Industriebetriebe angesiedelt. Entwickelt haben sich lediglich einige Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Sand ist im wesentlichen eine Pendlergemeinde. Die bevorzugten Arbeitsstätten liegen im Industrie- und Dienstleistungsbereich in den benachbarten Kleinzentrum Haßfurt sowie in Oberzentren Schweinfurt und Bamberg.

Eine moderne Wohngemeinde

Die bei der Gebietsreform 1970 selbstständig gebliebene Gemeinde Sand gilt heute als moderne Wohngemeinde mit einer intakten Infrastruktur. Von zwei modernen Kindergärten und einer neuerbauten Kinderkrippe über die generalsanierte Schule mit Ganztagesklassen, die Gemeinde Sand bildet mit der Stadt Zeil einen Schulverband, bis hin zur ärztlichen Versorgung mit drei Ärzten und einem Zahnarzt sowie einer Apotheke ist alles vorhanden. Gute Einkaufsmöglichkeiten bieten Lebensmittel- und Getränkemarkt sowie Einzelhandelsgeschäften. Für die Freizeit stehen vielfältige und großzügige Sportanlagen zur Verfügung. In den letzten Jahren hat sich das Ortsbild von Sand am Main wesentlich zu seinem Besseren verändert. Der wunderbare baum- und blumengeschmückte Kirchplatz ist zur „guten Stube“ der Gemeinde geworden. Lustig sprudelt das Bächlein, das an den früher in der Nähe fleißenden Main erinnern soll, über den mit geflochtenen Sitzgelegenheiten ausgestatteten Platz hinweg und die überdimensionale Stein-Traube soll auf den inzwischen wegen seiner guten Weine bekannt gewordenen Winzerort Sand hinweisen. Neben seiner Eigenschaft als Gemeinde mit hervorragender Wohnqualität gilt Sand aber auch als aufgeschlossene Fremdenverkehrsgemeinde. Gut frequentiert von Urlaubsgästen aus Nah und Fern werden die am großen Baggersee gelegenen Dauer - bzw. Touristikcampingplätze. Weitere Freizeitmöglichkeiten bietet der große Baggersee für Badegäste, Windsurfer und Segler. Angler finden in den fischreichen Altmaingewässern und am 50 Hektar großen Baggersee ideale Bedingungen vor und die vielen Wanderwege, die Waldnähe, das Naturschutzgebiet ”Altmain” und in alle Himmelsrichtung führende Radwege bieten den Urlaubsgast einen abwechslungsreichen und angenehmen Aufenthalt. Was wäre ein Besuch in Sand jedoch ohne Einkehr in einer der vielen Gastwirtschaften, idyllischen Biergärten oder in einer der zahlreichen Heckenwirtschaften, die nicht nur zur Kirchweih das Beste aus Keller und Küche aufbieten. Der am Südhang des Hermannsberges angebaute, vollblumige weiße und rote Frankenwein wird nicht nur beim jährlich am zweiten Sonntag im Juli stattfindenden überregionalen “Sander Altmain-Weinfest” verkonsumiert. Ihn genießt man auch das Jahr über und ganz besonders zur Kirchweih in einem der oben angeführten Gastronomie-Betrieben zusammen einem reichhaltigen und schmackhaften Kirchweihessen oder einer deftigen Brotzeit. Herausragend in der Gemeinde Sand ist das rege Vereinsleben, wie es in dieser Fülle wohl kaum in einer Gemeinde vergleichbarer Größe vorhanden ist. Über 40 selbstständige Vereine, tragen wesentlich zum sozialen Zusammenhalt der Dorfbevölkerung bei. So ist es auch kein Wunder, das während des Sommers fast jedes Wochenende in Sand ein Verein „a Festla” feiert. Die Bewohner der Gemeinde Sand werden scherzhaft auch “Sander Franzosen”, “Sander Weidenspitzer” oder “Sander Wiberla” genannt. Alles hat seine Berechtigung. Vor allem mit dem Ausdruck “Sander Franzosen” liegt man richtig, weil die Sander sehr gerne und ausgiebig feiern. Bei der Kirchweih an diesem Wochenende können sich die Besucher und Gäste einmal mehr von der Aufgeschlossenheit und Lebensfreude der Sander überzeugen, die zum Mitfeiern der “Sander Kerwa” gerne jeden Gast willkommen heißen.