In der Flußaue des mittleren Maintales schmiegt sich die Gemeinde Sand idyllisch an die Ausläufer des nördlichen Steigerwaldes. Jedes Jahr, am ersten Wochenende im September, feiern die rund 3100 Einwohner vom Freitag bis einschließlich Dienstag, in diesem Jahr vom 31. August bis zum 4. September, zusammen mit vielen Besuchern aus nah und fern die “Sander Kerwa”.
Nach der von der verstorbenen Sander Ehrenbürgerin Johanna Rippstein verfassten Dorfchronik wurde Sand im Jahre 1139 erstmals urkundlich erwähnt, als dem Kloster Michelsberg zu Bamberg ein Gut bei “Sant” geschenkt wurde. Die Bamberger Bischöfe siedelten hier bäuerliche Siedler an. Diese erbauten auf dem überschwemmungsfreien Hochufer südlich über den dahinfließenden Main ihre kleinen Hütten und das Dorf Sand war geboren.
Im Jahre 1231 wurde das Dörfchen am Main “Zu Sande” und 1449 “Zu Sandt” geheißen. Im Jahre 1511 wurde durch den Main zweigeteilte Ort als “Lehen bei Sannde” und “Lehen auf dem Werd” bezeichnet. Das Dörfchen Sand befand sich im Grenzbereich zweier Hochstifte. Die weltliche Befehlsgewalt lag in den Händen des Bischofs von Bamberg, während sich der Bischof von Würzburg die geistliche Einflussnahme vorbehielt. Die Burg Ebersberg bei Zell, die in der Amtszeit von Otto I. von Bamberg (1102 - 1139) entstanden ist, wurde wichtiger Beziehungspunkt des Ortes Sand.
Glaubensmäßig wurden die Sander Christen vermutlich zunächst von Eltmann, später von Knetzgau aus betreut. Die Wörth-Bewohner wegen des zwischen den Ortsteilen dahin fließenden Maines von Zeil aus. Ab 1682 wurden die Sander Gläubigen von der Pfarrei Knetzgau ausgepfarrt und kamen zur Pfarrei Zell. Erst 1892 wurde Kaplan Heinrich Treitz als Expositurkaplan nach Sand angewiesen. Relativ spät, erst 1922, wurde Sand zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben und Kaplan Andreas Hetzler war erster Pfarrer in Sand. Es folgten die Pfarrer Albrecht Söller, Rudolf Mauder und Bernhard Strohmenger. Inzwischen gehört die Pfarrei Sand der Pfarreiengemeinschaft Zeil, Sand, Krum und Ziegelanger an, die unter dem Namen „Am Weinstock Jesu“ im Jahre 2009 mit Sitz in Zeil gegründet wurde.
Die um 1165 erbaute kleine Ritterkapelle zu Sand stand bis zum Jahr 1727. Vier Jahre, bis 1731, dauerte der zweite Kirchenbau. Dieses Barockkirchlein wurde dem heiligen Nikolaus geweiht.. Als Vollendung das 33 Meter hohen, heute noch stehenden mächtigen Kirchenturmes ist das Jahr 1733 anzusehen. 1928 wurde die Sander Kirche zum zweiten Male auf ihre heutige, ortsbildprägende Größe erweitert.
Der Hochaltar zeigt als Mittelfigur den Heiligen Nikolaus. Der prächtige Hochaltar, er soll einst für den Dom zu Bamberg bestimmt gewesen sein, wird eingerahmt von den Bildnissen des Kaisers Heinrich II und seiner Gattin, der Kaiserin Kunigund. Die Bilder der beiden Seitenaltäre weisen auf Mariens Himmelfahrt und den Heiligen Johannes Nepomuk hin.
In seiner Gründerzeit war Sand ein armes, rein bäuerliches Dorf. Dies änderte sich etwa um 1750 durch einen aus Tirol zugewanderten gewissen “Ullrich”, der die Korbmacherei mit nach Sand brachte. Der Name Ullrich ist heute noch neben den Krines, Mahr, Zösch und Rippstein der am häufigsten vorkommende Familienname in Sand. Um die einzelnen Familien zu unterschieden, wurden sie früher mit Hausnamen belegt, die in der heutigen Zeit immer mehr in Vergessenheit geraten.
Die Korbmacherei hielt nach und nach Einzug in fast jedem Haus. Bald hatten die Sander Bürger einen gewissen Wohlstand erreicht. Sie legten Weidenkulturen an, flochten Körbe, Sessel und durch ihre Kunstfertigkeit auch andere Produkte aus Weiden. Verkauft wurden die handgefertigten Erzeugnisse auf der “Korbras” (Korbhandels-Reise) in ganz Deutschland. Bis etwa Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts hielt dieser “Boom” an. Heutzutage gibt es nur noch wenige „echte“ Korbflechter in Sand, doch der Korbhandel blüht nach wie vor in der früheren Korbmachergemeinde.
Die bei der Gebietsreform 1970 selbstständig gebliebene Gemeinde Sand gilt heute als moderne Wohngemeinde mit einer intakten Infrastruktur. Von zwei modernen Kindergärten und einer neuerbauten Kinderkrippe über die generalsanierte Schule mit Ganztagesklassen, die Gemeinde Sand bildet mit der Stadt Zeil einen Schulverband, bis hin zur ärztlichen Versorgung mit drei Ärzten und einem Zahnarzt sowie einer Apotheke ist alles vorhanden. Die Grundversorgung der Bevölkerung wird weiter durch gute Einkaufsmöglichkeiten vom Supermarkt bis zu den zahlreichen Einzelhandelsgeschäften gesichert. Für die Freizeit stehen vielfältige und großzügige Sportanlagen zur Verfügung.
In den letzten Jahren hat sich das Ortsbild von Sand am Main wesentlich zu seinem Besseren verändert. Der wunderbare baum- und blumengeschmückte Kirchplatz ist zur „guten Stube“ geworden. Lustig sprudelt das Bächlein, das an den früher in der Nähe fleißenden Main erinnern soll, über den mit geflochtenen Sitzgelegenheiten ausgestatteten Platz hinweg und die überdimensionale Stein-Traube soll auf den inzwischen wegen seiner guten Weine bekannt gewordenen Winzerort Sand hinweisen.
Neben seiner Eigenschaft als Gemeinde mit hervorragender Wohnqualität gilt Sand aber auch als aufgeschlossene Fremdenverkehrsgemeinde. Gut frequentiert von Urlaubsgästen aus Nah und Fern werden die am großen Baggersee gelegenen Dauer - bzw. Touristikcampingplätze. Weitere Freizeitmöglichkeiten bietet der große Baggersee für Badegäste, Windsurfer und Segler. Angler finden in den fischreichen Altmaingewässern und am 50 Hektar großen Baggersee ideale Bedingungen vor und die vielen Wanderwege, die Waldnähe, das Naturschutzgebiet ”Altmain” und in alle Himmelsrichtung führende Radwege bieten den Urlaubsgast einen abwechslungsreichen und angenehmen Aufenthalt.
Was wäre ein Besuch in Sand jedoch ohne Einkehr in einer der vielen Gastwirtschaften, idyllischen Biergärten oder in einer der zahlreichen Heckenwirtschaften, die nicht nur zur Kirchweih das Beste aus Keller und Küche aufbieten. Der am Südhang des Hermannsberges angebaute, vollblumige weiße und rote Frankenwein wird nicht nur beim jährlich am zweiten Sonntag im Juli stattfindenden überregionalen “Sander Altmain-Weinfest” verkonsumiert. Ihn genießt man auch das Jahr über und ganz besonders zur Kirchweih in einem der oben angeführten Gastronomie-Betrieben zusammen einem reichhaltigen und schmackhaften Kirchweihessen oder einer deftigen Brotzeit.
Herausragend in der Gemeinde Sand ist das rege Vereinsleben, wie es in dieser Fülle wohl kaum in einer Gemeinde vergleichbarer Größe vorhanden ist. Über 40 selbstständige Vereine, tragen wesentlich zum sozialen Zusammenhalt der Dorfbevölkerung bei. So ist es auch kein Wunder, das während des Sommers fast jedes Wochenende in Sand ein Verein „a Festla” feiert.
Die Bewohner der Gemeinde Sand werden scherzhaft auch “Sander Franzosen”, “Sander Weidenspitzer” oder “Sander Wiberla” genannt. Alles hat seine Berechtigung. Vor allem mit dem Ausdruck “Sander Franzosen” liegt man richtig, weil die Sander wie das französische Volk sehr gerne und ausgiebig feiern. Bei der Kirchweih an diesem Wochenende können sich die Besucher und Gäste einmal mehr von der Aufgeschlossenheit und Lebensfreude der Sander überzeugen, die zum Mitfeiern der “Sander Kerwa” gerne jeden Gast willkommen heißen.