Haßfurter Tagblatt
Starker Motivationsschub für Bernhard Ruß
Bezirkswahl: Der SPD-Mann, der Landrat werden will, heimst bei seinen Haßberglern viele Stimmen ein.
Sieht seine Chancen, Landrat im Haßbergkreis zu werden, durch sein Abschneiden bei der Bezirkswahl gestiegen: Bernhard Ruß.
Dafür, dass man eine Wahl verlieren und sich dabei dennoch gut fühlen kann, gibt es seit Sonntag ein weiteres Beispiel. Und zwar das des Sander Bürgermeisters Bernhard Ruß (SPD). Der konnte zwar gegen den Rhön-Grabfelder Landrat Thomas Habermann (CSU) nicht das Direktmandat für den Bezirk gewinnen, was auch niemand erwartet hatte. Aber sein persönliches Ergebnis ist so gut, dass sich der 59-Jährige „nun motiviert sieht für weitere Aufgaben“, wie er am Montag zum HT sagte.
Und die Haßbergler wissen inzwischen, was unter diesen weiteren Aufgaben zu verstehen ist: Bernhard Ruß möchte im Frühjahr Landrat im Heimatkreis werden. Ob es am Wochenende dazu reichte, jetzt erst einmal wieder in den Bezirk einzuziehen, stand nicht eindeutig fest, aber alles deutete darauf hin: Noch vor Auszählung der letzten vier Stimmbezirke im Stimmkreis 604 Haßberge/Rhön-Grabfeld konnte der Sander Bürgermeister knapp 18 000 Erststimmen auf sich vereinen. 2008 hatten ihm rund 12 600 Stimmen gereicht (18,03 Prozent), um sich seinen Sessel im Bezirkstag zu sichern. In Prozentwerten ausgedrückt pendelte sich Ruß diesmal bei rund 25 Prozent der Erststimmen ein, Konkurrent Habermann lag einen halben Punkt über der 45-Prozent-Marke. Vergleicht man das Ruß'sche Erststimmenergebnis mit dem recht bescheidenen Zweitstimmenresultat von 14,2 Prozent, dann wird klar: Ruß konnte viele Wähler nicht als Parteimann, sondern als Kommunalpolitiker überzeugen.
Und dies gilt um so mehr im Landkreis Haßberge, den Ruß ja nach den Kommunalwahlen im März als Landrat zu führen gedenkt: Hier nämlich lag der SPD-Mann mit rund 33 Prozent fast gleichauf wie CSU-Sieger Habermann (36 Prozent), während sich das Zweitstimmenverhältnis der beiden Parteien bei rund 52 zu 15 Prozent einpendelte. Auch die politischen Gegner können nicht bestreiten, dass dies nur einen Schluss zulässt: Bernhard Ruß punktet als Persönlichkeit. Und das sind die besten Voraussetzungen, bei der Landratswahl in gut sechs Monaten den mächtigsten Gegner, den Maroldsweisacher Bürgermeister Wilhelm Schneider (CSU), zunächst einmal in die Stichwahl zu zwingen.
Denn weil die Freien Wähler mit Birgit Bayer (Bürgermeisterin von Riedbach), die Grünen mit Kreisrätin Rita Stäblein (Eltmann) und die Linken mit Kreisrätin Sabine Schmidt (Sand) eigenen Bewerber ins Rennen mit Ziel Herrenhof schicken, „wäre es vermessen davon auszugehen, dass ein Kandidat durchmarschiert“, weiß Bernhard Ruß. Zumal noch weitere Kandidaten etwa der ÖDP dazukommen könnten. Seine Hoffnung ruht darauf, dass er in einer Stichwahl die Anhänger der ausgeschiedenen Bewerber bzw. ihrer Parteien auf seine Seite ziehen kann.
Im neuen Bezirkstag möchte Ruß, der sich hier in den letzten fünf Jahren durchaus einen Namen gemacht hat, weiterhin dafür einsetzen, dass der Bezirk auch die Mittel vom Freistaat bekommt, die er zur Erfüllung seiner Aufgaben braucht. Und er will weiter für die Verwirklichung der Energiewende kämpfen. Dass er zu den heftigsten Kritikern der Karte mit den potenziellen Windparks in der Region gehört, ist weithin bekannt. Ruß lässt keine Gelegenheit ungenutzt, darauf hinzuweisen, dass endlich auch im Steigerwald – im Bereich der das befürwortenden Gemeinden Sand, Rauhenebrach und Oberaurach die raumplanerischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen, Windräder errichten zu dürfen.
Von unserem Redaktionsmitglied Martin Sage Hassfurter Tagblatt